Die Substanzklasse von Darolutamid, zu der auch Enzalutamid und Apalutamid zählen, sei hoch wirksam und sollte als Standardtherapie für Männer mit nmCRPC angesehen werden, die ein hohes Risiko für Metastasen aufweisen, erklärte Prof. Karim Fizazi, Villejuif, Frankreich. Mit konventionellen Bildgebungsverfahren sind beim nmCRPC keine Metastasen sichtbar, trotzdem steigt der Wert für den Tumormarker PSA – und das obwohl Testosteron mittels lokaler Therapien auf Kastrationsniveau gesenkt wurde und der Patient eine Androgendeprivationstherapie (ADT) erhält.
Nach Fizazis Darstellung sind diese Männer zum Zeitpunkt der Diagnose aktiv und zeigen noch keine krebsbedingten Symptome. Allerdings entwickelt ungefähr einer von drei Betroffenen innerhalb von zwei Jahren Metastasen. Diese Krankheitsprogression gelte es zu verzögern, das Gesamtüberleben zu verlängern und dabei die Lebensqualität zu erhalten. Das Potential hierfür hatte das neu zugelassene Darolutamid bereits in der Phase-III-Zulassungsstudie ARAMIS [1] mit 1.509 nmCRPC-Patienten gezeigt. Darin verlängerte das Antiandrogen plus ADT signifikant das metastasenfreie Überleben (primärer Endpunkt) verglichen mit Placebo plus ADT im Median um knapp 2 Jahre (40,4 vs. 18,4 Monate; HR 0,41; 95-%-KI 0,34–0,5; p < 0,0001).
Nun hat Fizazi die finalen Daten zum sekundären Endpunkt Gesamtüberleben (OS) auf dem virtuellen ASCO 2020 vorgestellt [2]. Darolutamid habe das OS deutlich verbessert, das Risiko für Tod reduzierte sich signifikant um 31 % (HR 0,69; 95-%-KI 0,53–0,88; p = 0,003). Dieses Ergebnis sei beispiellos in dieser Indikation, freute sich der Onkologe. Die 3-Jahres-OS-Rate betrug 83 % unter Darolutamid versus 77 % im Placebo-Arm, obgleich laut Fizazi mehr als die Hälfte (56 %) der Männer in der Placebo-Gruppe mindestens eine lebensverlängernde Substanz erhalten hatte.
Darunter waren 170 Patienten, die nach der Entblindung der Studie von Placebo zu Darolutamid gewechselt waren.
Lebensqualität verbessert
Neben dem Überlebensvorteil verzögerte die neue Substanz das Auftreten von krebsbedingten Symptomen, was die Lebensqualität der Patienten verbessert habe, betonte Fizazi. So verlängerte sich die mediane Zeit bis zur Schmerzprogression von 25,4 Monaten unter Placebo auf 40,3 Monate in der Darolutamid-Gruppe (HR 0,65; 95-%-KI 0,53–0,79; p < 0,001). Auch traten erste symptomatische skelettale Ereignisse deutlich später auf (HR 0,48; 95-%-KI 0,29–0,82; p = 0,005). Zudem wurde eine Chemotherapie mithilfe von Darolutamid hinausgezögert werden konnte (HR 0,58; 95-%-KI 0,44–0,76; p < 0,001).
Die Nebenwirkungen waren im Darolutamid- und Placeboarm vergleichbar: Klinisch bedeutsame Nebenwirkungen wie Stürze, Knochenbrüche, Fatigue, Ausschlag und Bluthochdruck waren nicht oder nur wenig erhöht. Aufgrund seiner polaren und flexiblen Struktur durchdringe Darolutamid nach präklinischen Daten [3] im Gegensatz zu Enzalutamid und Apalutamid kaum die Blut-Hirn-Schranke, was die geringen ZNS-Nebenwirkungen erkläre, so Fizazi.
Der Onkologe sprach sich dafür aus, Androgenrezeptor-Inhibitoren und vor allem Darolutamid frühzeitig noch vor dem Auftreten krebsbedingter Symptome einzusetzen.
Sabrina Kempe