Patienten mit einem Multiplen Myelom leben mittlerweile aufgrund moderner Therapien länger, erklärte Prof. Dr. med. Hartmut Goldschmidt, Heidelberg. „Jetzt sind für jüngere Menschen durchaus zehn Jahre Überlebenszeit eine Zielstellung, die wir anstreben. Das längere Leben will man natürlich mit einer guten Lebensqualität verbringen“, erklärte der Myelomspezialist. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Art der Medikamentenapplikation. So berichteten mindestens zweifach vorbehandelte Patienten mit rezidiviertem bzw. refraktärem (r/r) Myelom in der Phase-III-Studie COLUMBA [1] von einer verbesserten Lebensqualität (patient reported outcomes, sekundärer Endpunkt), wenn ihnen eine Monotherapie mit Daratumumab subkutan (koformuliert mit der rekombinanten humanen Hyaluronidase PH20 [rHuPH20], Fixdosis 1.800 mg) statt intravenös verabreicht worden war. Die Therapiezufriedenheit stieg unter Daratumumab insgesamt an. „S.-c.-Patienten waren zufriedener mit ihrer Krebstherapie als die I.-v.-Patienten“, fasste Goldschmidt zusammen.
Ein wichtiger Grund hierfür ist wahrscheinlich die verkürzte Applikationsdauer: Die erste Infusion von Daratumumab dauert laut Goldschmidt 7 Stunden, die zweite 4,3 Stunden und jede folgende immerhin noch 3,4 Stunden. „Das ist eine ganz schöne Zeitinvestition für den Patienten. Durch die subkutane Gabe wollen wir diese lange Infusionszeit vermeiden; die subkutane Injektion dauert nur 3 bis 5 Minuten. Das ist ein signifikanter Fortschritt für unsere Patienten“, erklärte Goldschmidt. „Auch für die Krankenhausadministration ist das sinnvoll, weil mehr Patienten in der gleichen Zeit behandelt werden können“, hob der Hämatoonkologe hervor. Zur Nachbeobachtung stellt sich der Patient 3 bis 4 Stunden nach der Injektion laut Goldschmidt wieder in der Ambulanz vor. „Wenn dann keine Nebenwirkungen feststellbar sind, kann er nach Hause gehen.“
Beide Applikationsformen erwiesen sich in der COLUMBA-Studie als ähnlich sicher. Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse ab Grad 3 traten etwa gleich häufig auf: in 49 % der Fälle unter Daratumumab i. v. und in 46 % unter Daratumumab s. c. Unter der subkutanen Applikation waren aber infusionsbedingte Reaktionen deutlich seltener (12,7% vs. 34,5 %; Odds Ratio 0,28; 95-%-KI 0,18–0,44; p < 0,0001).
Subkutane Darreichung nicht unterlegen
Koprimär wurden in der Nichtunterlegenheitsstudie COLUMBA die Wirksamkeit und Pharmakokinetik untersucht. Nach im Median 7,5 Monaten Nachbeobachtung zeigte sich ein vergleichbares Gesamtansprechen (ORR) zwischen Daratumumab s. c. (n = 263) und Daratumumab i. v. (n = 259): 41 vs. 37 % (relatives Risiko 1,11; 95-%-KI
0,89–1,37). Die subkutane Darreichungsform sei demnach der intravenösen Gabe nicht unterlegen und genauso effizient, so Goldschmidt. Daratumumab ist u. a. auch indiziert in Kombination mit Bortezomib, Melphalan und Prednison (D-VMP) für Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom, die für eine autologe Stammzelltransplantation nicht geeignet sind und in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason (D-Rd) für r/r-Myelompatienten, die bereits mindestens eine Therapie erhalten haben. Für diese Patientengruppen wurde die S.-c.-Gabe von Daratumumab in der Phase-II-Studie PLEIADES überprüft [2]. „Auch bei diesen Standardkombinationen war das ORR vergleichbar zwischen den beiden Applikationsformen“, fasste Goldschmidt die Daten der Untersuchung zusammen. Weitere Studien seien bereits in der Auswertung.
Daratumumab s. c. kann demnach in allen zugelassenen Indikationen ab der ersten Gabe eingesetzt werden bzw. kann nach Angaben des Herstellers ab der nächsten Anwendung von der intravenösen auf die subkutane Darreichung gewechselt werden.
Als Zukunftsoption zur Heilung des Myeloms sieht Goldschmidt Therapien mit bispezifischen Antikörpern und CAR-T-Zellen, die derzeit intensiv erforscht werden.
Sabrina Kempe