In den letzten fünf Jahren haben sich laut Prof. Gunhild von Amsberg, Hamburg, „die Ereignisse überschlagen“. Eine Reihe von zielgerichteten Medikamenten haben die Therapie des Nierenzellkarzinoms revolutioniert, mit erheblichen Verbesserungen der Überlebenschancen für die Betroffenen.
Aktueller Standard in der Erstlinie bei intermediärem und hohem Risiko ist eine Kombinationstherapie aus zwei molekular zielgerichteten Substanzen. Genauer gesagt wird entweder die Kombination der beiden Immun-Checkpoint-Inhibitoren Ipilimumab – ein Anti-CTLA4-Antikörper – und Nivolumab – ein Anti-PD1- Antikörper – empfohlen, oder die Kombination des gegen den Signalweg von VEGFR 1–3 gerichteten Tyrosinkinasehemmers (TKI) Axitinib mit dem Anti-PD1-Antikörper Pembrolizumab.
Alternative zur Immuntherapie
Bei fehlender Eignung für eine Immuntherapie kommt gemäß den 2019 aktualisierten Leitlinien der European Association of Urology [1] ein Multi-TKI wie Cabozantinib, Sunitinib oder Pazopanib infrage, wobei nur für Cabozantinib ein Vorteil hinsichtlich des Gesamtüberlebens (OS) nachgewiesen wurde. Wie von Amsberg erklärte, sei ein besonderer Vorteil dieses TKI, dass er neben dem Signalweg von VEGFR 1–3 auch die von MET, AXL, RET, FLT3, KIT und ROS1 hemme. Somit sei er gut dazu geeignet, Resistenzmechanismen der Tumorzelle zu umgehen.
In der Studie CABOSUN zur Erstlinientherapie habe sich Cabozantinib im Vergleich zu Sunitinib hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens als überlegen erwiesen [2].
Auch in fortgeschrittenen Linien wirksam
Neue Daten zeigten nun, so von Amsberg, dass die Wirksamkeit von Cabozantinib unabhängig von einer vorausgehenden Immuntherapie – mit oder ohne
TKI – erhalten bleibe. Das habe eine gepoolte retrospektive Analyse der Studien METEOR und C2001 belegt [3]. In der französischen Beobachtungsstudie
CABOREAL betrug das mediane OS unter Cabozantinib 14 Monate, obwohl die Substanz in drei Viertel der Fälle erst in der 3. Behandlungslinie oder später zum Einsatz kam [4]. Ergebnisse des International mRCC Database Consortium bestätigten die relativ hohen Ansprechraten unter Cabozantinib in der ersten bis vierten Behandlungslinie [5].
Dr. Thomas Heim