PD Dr. med. Klaus Metzeler, LMU München, begann seinen Vortrag mit den Ergebnissen der VIALE-A-Studie. [1]. Diese Studie verglich eine Kombination aus Venetoclax und der hypomethylierenden Substanz Azacitidin mit Azacitidin alleine bei nicht vorbehandelten Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) mit intermediärer oder ungünstiger Zytogenetik, die für eine intensive Chemotherapie nicht in Betracht kamen.
Mit der Kombination wurde in der Studie eine kombinierte Rate aus kompletten Remissionen sowie kompletten Remissionen mit unvollständiger hämatologischer Regeneration von 66,4 % erzielt, darunter mehr als die Hälfte (36,7 %) komplette Remissionen. Die Azacitidin-Monotherapie führte zu einer Ansprechrate von 28,3 %, darunter 17,9 % komplette Remissionen. Auch im medianen Gesamtüberleben war die Kombination mit 14,7 versus 9,6 Monaten (HR 0,66; p < 0,001) signifikant überlegen. Nach dem Urteil von Metzeler wird die Kombination aus Venetoclax und Azacitidin mit diesen Daten klar zum neuen Standard werden für die Erstlinientherapie der AML bei unfitten Patienten mit intermediärer/ungünstiger Zytogenetik. Derzeit ist diese Therapie allerdings nicht zugelassen.
In einer Phase-II-Studie verbesserte eine Kombination aus Enasidenib und Azacitidin im Vergleich zu Azacitidin alleine in der Erstlinientherapie bei unfitten AML-Patienten mit IDH2-Mutation die Responserate, aber nicht das ereignisfreie oder Gesamtüberleben [2]. Eine Responserate von 78 % erreichte die Kombination Ivosidenib/Venetoclax plus Azacitidin bei AML-Patienten mit IDH1- Mutation. Dies eröffnet die Perspektive auf eine Chemotherapie-freie AML-Therapie für bestimmte genetische Subgruppen [3].
Immunkonjugat für das Multiple Myelom
Für die Erstlinien- und die Rückfalltherapie des Multiplen Myeloms (MM) ist eine Vielzahl von Substanzen zugelassen, wie Prof. Dr. med. Martin Kortüm, Uniklinikum Würzburg, erinnerte. Dazu kommen Immuntherapien beim rezidivierten Myelom. In diese Kategorie gehören Immunkonjugate wie der humanisierte IgG1-anti-BCMA(B-Zell-Reifungs-Antigen)-Antikörper Belantamab-Mafodotin (GSK2857916), die Kortüm als „cruise missiles“ der Immuntherapie bezeichnete. Als Toxin trägt der Antikörper den Tubulin Polymerisierungs-Blocker MMAF, der nach Aufnahme in die Zelle vom Antikörper abgespalten wird.
Untersucht wurde Belantamab-Mafodotin in den Studien DREAMM1 und DREAMM2 bei Patienten mit rezidiviertem/refraktärem Multiplem Myelom (R/R MM). Ein Update zur Wirksamkeit zeigte eine Responserate von 32 % (2,5 mg/kg) oder 35 % (3,4 mg/kg) [4]. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) betrug 2,8 versus 3,9 Monate, das mediane Gesamtüberleben 13,7 bzw.
13,8 MonateMonate. Das Einjahresüberleben schätzte man in beiden Gruppen auf 57 %. Bei der geringeren Dosis traten seltener Thrombozytopenien auf, Keratopathien waren jedoch gleich häufig.
In der offenen Phase-I/II-Studie DREAMM6 erzielten Patienten mit R/R MM Belantamab-Mafodotin in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason eine Gesamtansprechrate von 78 %. Ende August 2020 hat die Europäische Kommission die Marktzulassung für Belantamab-Mafodotin (BLENREP®) zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit R/R MM erteilt, die bereits vier Vortherapien erhalten haben.
Als weitere vielversprechende Immuntherapie-Ansätze mit neuen Daten nannte Kortüm den bispezifischen Antikörper Teclistamab und verschiedene CAR-T-Zell-Therapien.
Dr. Angelika Bischoff