Brigatinib ist jetzt auch für erwachsene Patienten mit anaplastischem Lymphom-Kinase-positivem (ALK+) fortgeschrittenem NSCLC zugelassen, die bisher keinen ALK-Inhibitor erhalten haben. Die Entscheidung basiert auf den Ergebnissen der noch laufenden Phase-III-Studie ALTA-1L, die Prof. Frank Griesinger, Oldenburg, vorstellte.
Die Studie evaluiert die Wirksamkeit und Sicherheit von Brigatinib im direkten Vergleich mit Crizotinib. Dafür wurden 275 Patienten in zwei Arme randomisiert, die an einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten ALK+ NSCLC litten und zuvor nicht mit einem ALK-Inhibitor behandelt worden waren. Die 137 Patienten des Verum-Arms erhielten zunächst für 7 Tage 90 mg Brigatinib täglich, anschließend 180 mg täglich. Die Kontrollgruppe erhielt 250 mg Crizotinib täglich. Die Patienten im Brigatinib-Arm waren durchschnittlich 58 Jahre alt, 29 % litten zu Beginn der Studie an Hirnmetastasen, 26 % hatten zuvor eine Chemotherapie erhalten. In der Kontrollgruppe waren die Patienten durchschnittlich 60 Jahre alt, 30 % hatten Hirnmetastasen und 27 % hatten vor der Studie schon eine Chemotherapie erhalten. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), das durch einen verblindeten unabhängigen Review ermittelt wurde. Sekundäre Endpunkte waren die objektive Ansprechrate (ORR) gemäß RECIST v1.1, die intrakranielle ORR, das intrakranielle PFS, das Gesamtüberleben (OS) sowie die Sicherheit und Verträglichkeit.
Nach einem medianen Follow-up von mehr als 2 Jahren betrug das mediane PFS in der ITT-Population unter Brigatinib 29,4 Monate (95-%-KI 21,2 bis nicht erreicht, beurteilt vom Prüfarzt), für die Vergleichstherapie Crizotinib 9,2 Monate (95-%-KI 7,4–12,9). Die Hazard Ratio (HR) betrug 0,43. In den Augen von Prof. Griesinger war das Ansprechen bei den Patienten, die zu Beginn der Studie unter Hirnmetastasen litten, besonders beeindruckend: Brigatinib konnte bei ihnen das Risiko für intrakraniellen Progress oder Tod gegenüber denen unter Crizotinib um 69 % (HR 0,31; 95-%-KI 0,17–0,56) und für systemischen Progress um 76 % senken (HR 0,24; 95-%-KI 0,12–0,45, beurteilt vom Prüfarzt, p < 0,0001). Das Sicherheitsprofil von Brigatinib entsprach in der Studie dem bereits bekannten Profil: Die häufigsten behandlungsbezogenen Nebenwirkungen von mindestens Grad 3 waren unter Brigatinib erhöhte CPK (24,0 %), erhöhte Lipase (14,0 %) sowie Hypertonie (12,0 %), unter Crizotinib traten auf: erhöhte ALT (10,0 %), AST (7,0 %) und Lipase (7,0 %).
Auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten verbesserte sich unter Brigatinib im Vergleich zu Crizotinib für einen längeren Zeitraum: Die mediane Dauer war unter Brigatinib noch nicht erreicht, unter Crizotinib betrug sie 12 Monate.
Roland Müller-Waldeck