Sowohl für Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom (MM) als auch für diejenigen mit rezidiviertem und refraktärem (r/r) MM wird die Auswahl an Arzneimitteln immer größer. Am besten sollte man bei jeder Therapieentscheidung immer schon den nächsten und übernächsten Schritt im Auge haben, betonten Experten bei einem Symposium im Rahmen der virtuellen DGHO-Jahrestagung. Zu der Therapie-Palette gehört jetzt auch der CD-38-Antikörper Isatuximab (Sarclisa®), der von der Europäischen Kommission in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason (Pd) zur Behandlung des r/r MM bei Erwachsenen zugelassen wurde, die mindestens zwei vorausgegangene Therapien, darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor (PI), erhalten haben und unter der letzten Therapie eine Krankheitsprogression zeigten [1].
Isatuximab ist ein monoklonaler Antikörper und bindet an ein spezifisches Epitop auf dem CD38- Rezeptor auf Zellen eines Multiplen Myeloms.
Die Zulassung durch die Europäische Kommission basiert auf Daten aus der ersten randomisierten Phase-III-Studie (ICARIA-MM), die einen monoklonalen Anti-CD38-Antikörper in Kombination mit Pd prüfte. Die Kombination aus Isatuximab und Pd reduzierte bei Patienten mit rezidiviertem Multiplem Myelom gegenüber der alleinigen Gabe von Pd das Risiko für Krankheitsprogression oder Tod signifikant um 40 %. Die Kombination führte außerdem zu einer statistisch signifikanten Verlängerung des medianen progressionsfreien Überlebens (mPFS) (11,53 vs. 6,47 Monate; HR 0,596; p = 0,001). Darüber hinaus fiel auch die Gesamtansprechrate unter der Isatuximab-Kombinationstherapie signifikant höher aus als nach alleiniger Gabe von Pd (60,4 vs. 35,3 %; p < 0,0001) [2, 3].
Schritt für Schrittden Patienten begleiten
Das Multiple Myelom ist mit weltweit mehr als 138.000 Neuerkrankungen pro Jahr das zweithäufigste hämatologische Malignom. Bei der großen Mehrzahl der Patienten ist das Multiple Myelom nicht heilbar, was eine bedeutende Krankheitslast verursacht. Nach Einbindung von Lenalidomid in die erste Therapielinie als Standard und der Zulassung von Daratumumab (Darzalex®) in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason (D-Rd) nun auch für die Erstlinientherapie ändert sich die Therapie im Rezidiv. Bei Lenalidomid-Refraktärität stehen bislang im ersten Rezidiv Carfilzomib + Dexamethason (Kd), DVd und PVd zur Verfügung.
Zukünftige neue Standard-Regime in ersten Rezidiv
ls neue Triple-Therapien werden als Standard-Regime im ersten Rezidiv D-Kd und Isa-Pd, und in Zukunft auch Isa-Kd erwartet, zumal sich die Behandlungs-
optionen in weiteren Therapielinien durch neue immuntherapeutische Ansätze wie etwa BCMA-CAR-T-Zellen und bispezifische Antikörper noch mehr erweitern werden.
Dr. Annette Junker