Im November 2020 erhielt Niraparib (Zejula®) die EU-Zulassung zur Erhaltungstherapie bei Frauen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs, die auf eine platinbasierte Chemotherapie in der Erstlinie angesprochen haben, und zwar unabhängig vom Biomarkerstatus. Die Zulassung beruht auf den Daten der Phase-III-Studie PRIMA, in der Niraparib als Mono-Erhaltungstherapie im Vergleich zu Placebo bei neu diagnostizierten OC-Patientinnen unabhängig vom BRCA-Mutationsstatus nach einem primären Platin-haltigen Chemotherapie-Regime überprüft worden war [1].
In der Gesamtpopulation der Patientinnen dieser Studie hatte sich im Niraparib-Arm ein signifikant längeres medianes progressionsfreies Überleben (mPFS) gezeigt (13,8 vs. 8,2 Monate; HR 0,62; p < 0,001)). Noch ausgeprägter war der PFS-Vorteil von Niraparib im Vergleich zu Placebo bei Patientinnen mit homologer Rekombinationsdefizienz (HRD; mPFS 21,9 vs. 10,4 Monate; HR 0,43; p < 0,001). Von der Erhaltungstherapie profitierten sowohl Frauen, in deren Tumoren eine BRCA-Mutation hatte nachgewiesen können, als auch solche mit Wildtyp-BRCA. Letztlich gab es keine Subgruppe, die nicht profitiert hatte. Eine weitere Zulassungsempfehlung an die EMA wurde fast gleichzeitig für einen weiteren PARP-Inhibitor, nämlich Olaparib für die Erhaltung in der Erstlinie bei OC-Patientinnen nach Ansprechen auf eine platinhaltige Chemotherapie ausgesprochen, hier allerdings nicht als Monotherapie wie bei Niraparib, sondern in Kombination mit Bevacizumab (Bev) und außerdem beschränkt auf Patientinnen mit positivem Biomarker-Status (HRD und BRCA1/2-Mutation). Diese Empfehlung basiert auf den Ergebnissen der PAOLA-1-Studie, in der sich gezeigt hatte, dass die Kombination aus Bev plus Olaparib bei OC-Patientinnen nach Ansprechen auf eine platinhaltige CT auch in der Erstlinientherapie zu einem längeren PFS führte als Placebo plus Bev.
Rolle von Bevacizumab fraglich
Da in der PRIMA-Studie kein Vergleichsarm mit Niraparib plus Bev vorhanden war und in der PAOLA-1-Studie ein Vergleichsarm mit Olaparib plus Bev-Placebo fehlte, bleibt bislang unklar, für welche Patientinnen Bev tatsächlich empfehlenswert ist. Die Experten während der DGHO-Tagung wiesen darauf hin, dass bei Erhaltungstherapien die Adhärenz der Patienten sehr wichtig sei, und in der PAOLA-1-Studie immerhin 20 % der Patienten die Therapie abgebrochen hätten.
Sie empfahlen, den jeweiligen Zulassungen zu folgen, zumal es keine direkten Vergleichsstudien gibt.
Dr. Annette Junker