Mit Cemiplimab, so Prof. Axel Hauschild, Hautklinik des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Kiel, gibt es erstmals eine Systemtherapie, die einerseits für das metastasierte cSCC, aber auch für lokal fortgeschrittene Erkrankungen, die nicht für eine kurative Operation oder Bestrahlung in Betracht kommen, zugelassen ist [1]. Die Bedeutung der Zulassung sei kaum zu überschätzen, so Hauschild: Vor Einführung von Cemi-plimab konnte man die Krankheitsprogression meist nur wenige Monate aufhalten, und außerdem sind Patienten mit fortgeschrittenem cSCC mehrheitlich älter (≥ 75 Jahre) und daher oft weniger belastbar.
Studien-Update bestätigt anhaltende Wirksamkeit bei guter Lebensqualität
Für die zulassungsrelevante Phase-II-Studie EMPOWER-cSCC-1 [2] gab es bei der diesjährigen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) ein Update, das die hohe Wirksamkeit von Cemiplimab bei gleichzeitig guter Verträglichkeit unterstreicht [3]. In der Studie waren die Patienten auf drei Kohorten verteilt worden: Patienten in Kohorte 1 und 3 hatten Metastasen, während diejenigen in Kohorte 2 an einem lokal fortgeschrittenen cSCC litten, aber keine Kandidaten für eine kurative Lokaltherapie waren. In den Kohorten 1 und 2 wurde die Cemiplimab-Infusion mit 3 mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen dosiert, während in Kohorte 3 die zugelassene Fixdosis von 350 mg Cemiplimab alle drei Wochen gegeben wurde. Das pharmakokinetische Profil war Hauschild zufolge für beide Dosierungen vergleichbar.
Objektive Tumorrückbildung
Die aktuelle Auswertung mit einer Nachbeobachtungszeit von drei Jahren bestätigt, dass etwa jeder zweite Patient unter Cemiplimab eine objektive Tumorrückbildung erreicht (46,1 %), darunter waren mehr als ein Drittel komplette Remissionen (16,1 %); die Krankheitskontrollrate – einschließlich Krankheitsstabilisierungen – lag bei 72,5 % [3]. Die mediane Dauer des Ansprechens ist noch nicht erreicht, so Hauschild, die mediane progressionsfreie Überlebenszeit betrug zum Auswertungszeitpunkt 18,4 Monate und die 2-Jahres-Überlebensrate 73,3 %.
Eine im Rahmen der Studie durchgeführte Lebensqualitätsanalyse, die ebenfalls beim ASCO-Kongress vorgestellt wurde, zeigt unter der Therapie mit Cemiplimab eine deutliche Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, ermittelt mit dem validierten Fragebogen EORTC-QLQ-C30 (Quality of Life Questionnaire-Core 30; [4]). So berichteten die Patienten bereits nach sechs Wochen unter der Behandlung über signifikant weniger Tumorschmerzen (p < 0,0001).
Gute Erfahrungen im klinischen Alltag
Über den klinischen Alltag berichtete Prof. Christoffer Gebhardt, Leiter des Hauttumorzentrums, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, dass Wirksamkeit und Verträglichkeit von Cemi-plimab hier bestätigt würden. Der PD-1-Inhibitor sei bereits jetzt ein wichtiger Standard für die Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen cSCC. Zahlreiche Patienten mit ausgedehnten Tumoren oder umfangreicher Metastasierung sprächen rasch auf Cemiplimab an, blieben in langanhaltender Remission und profitierten sowohl hinsichtlich Lebenszeit als auch Lebensqualität, so Gebhardt.
Die enge Zusammenarbeit mit Chirurgie und Strahlentherapie sei beim fortgeschrittenen cSCC von großer Bedeutung, weshalb bei solchen Patienten die Therapieoptionen und die jeweiligen Erfolgsaussichten grundsätzlich im interdisziplinären Tumorboard diskutiert werden sollten, betonte der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg Dr. Dr. Roman Rahimi-Nedjat, Universitätsmedizin Mainz. Die Frage, ob es sinnvoll sei, einen Patienten mit fortgeschrittenem cSCC (noch) zu operieren, hänge stark von Belastbarkeit und Präferenz des Patienten einerseits sowie von Lokalisation und Ausdehnung des Tumors andererseits ab.
Josef Gulden