Neben stetig weiter präzisierten dia-gnostischen Verfahren in der Nuklearmedizin rückten in den vergangenen Jahren zunehmend auch nuklearmedizinische Therapien in den Fokus, darunter auch die Peptidrezeptor-Radionuklidtherapie (PRRT). Sie hat bereits Einzug in verschiedene Therapiealgorithmen gehalten, insbesondere bei GEP-NET. Hier kann bei Somatostatinrezeptor-positiven Tumoren PRRT mit radioaktiv markierten Somastatin-Analoga wie 177Lu-Dotate (Lutathera®) eingesetzt werden. „Bei Somatostatinrezeptor-positiven Tumoren findet die PRRT ab der Zweitlinie Anwendung," so Prof. Marianne Pavel, Erlangen. Dabei gelte es allerdings individuell abzuwägen, welche Patienten wann von einer PRRT profitieren. Es sei eine interdisziplinäre Beurteilung im Expertenteam erforderlich, um Strategien festzulegen, einschließlich der Evaluierung einer kurativen Resektion oder lokaler Therapien. Bei Dünndarm-NET sei die PRRT laut Pavel schon jetzt die häufigste Option der Zweittherapie.
Meilensteinstudie NETTER 1
Die erste Phase-III-Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von 177Lu-Dotate bei Patienten mit gut differenziertem (G1 und G2) GEP-NET ist die NETTER-1-Studie, die letztlich auch zur Zulassung des 177Lu-Dotate-Therapeutikums Luthera® führte. Die Patienten erreichten ein signifikant verlängertes progressions-freies Überleben (PFS) unter einer 177Lu-Dotatate-Therapie im Vergleich zu einer Behandlung mit Somatostatin-Analoga. Das Risiko für einen Krankheitsfortschritt sei um 79 % reduziert worden, erläuterte Prof. Markus Essler, Bonn.
Die NETTER-2-Studie untersucht nun den Stellenwert der PRRT bei stärker proliferativen NET (G2/G3) in der Erst-linientherapie. Auch die sequentielle Therapie ist Gegenstand laufender Studien. Zudem wird es nicht beim Einsatz der PRRT bei NET bleiben. Andere Indikationen wie etwa das Prostatakarzinom würden nach Einschätzung von Essler in den nächsten Jahren folgen. Diese Verfahren würden sich zunehmend in der Onkologie etablieren.
Dr. Beate Fessler
Virtuelle Fachpressekonferenz „Nuklearmedizinische Theragnostik im Fokus“ am 26.11.2020, veranstaltet von Advanced Accelerator Applications (AAA).