MF und SS sind meist erst spät dia-gnostizierte Subtypen des kutanen T-Zell-Lymphoms (CTCL), die zusammen ca. 60–70 % aller CTCL ausmachen. Die hauptsächlichen Beeinträchtigungen treten zwar erst in späten Stadien auf, allerdings schlagen sich die Symptome schon in frühen Stadien auf die Lebensqualität der Patienten nieder, berichtete Prof. Jan Nicolay, Mannheim. Um rechtzeitig richtig zu therapieren, plädierte Nicolay für eine frühe Diagnosestellung; dabei liefere die Kombination aus Klinik, Histologie und Molekularbiologie die höchste Sicherheit. Vor dem Hintergrund der insgesamt limitierten Behandlungsmöglichkeiten, die kein anhaltendes Therapieansprechen bieten, bestehe weiterhin ein großer medical need, wie Prof. Chalid Assaf, Krefeld, konstatierte.
Als neue therapeutische Zielstruktur nannten die Experten den C-C-Chemokinrezeptor 4 (CCR4), der sowohl auf bösartigen als auch auf regulatorischen T-Zellen vorhanden ist und von dem humanisierten monoklonalen Antikörper Mogamulizumab gezielt angegangen werden kann. Nach der Bindung an CCR4 wird die Interaktion von Immunzellen erhöht und CCR4-positive Zellen werden abgetötet. Die Ausschaltung beider Zelltypen verstärkt dabei die Wirkung.
Die von Assaf präsentierten Ergebnisse der MAVORIC-Studie zeigen, dass unter der Anti-CCR4-Therapie bei CTCL deutliche Verbesserungen hinsichtlich der Haut- und Krankheitssymptome sowie der Kontrolle der Krankheit beobachtet wurden. MAVORIC ist eine offene, multizentrische, randomisierte Phase-III-Studie mit Mogamulizumab im Vergleich zum aktiven Komparator Vorinostat bei Patienten mit CTCL, bei denen mindestens eine systemische Vorbehandlung fehlgeschlagen war: Die Patienten in der Mogamulizumab-Gruppe lebten im Median 7,7 Monate ohne Krankheitsprogression, die Patienten in der Vergleichsgruppe 3,1 Monate. Das Ansprechen hielt bei 28 % der CTCL-Patienten in der Mogamulizumab-Gruppe im Median für 14 Monate an, während es im Vorinostat-Arm lediglich bei 5 % der Patienten für 9 Monate der Fall war. In der Subgruppe der MF-Patienten betrug das Ansprechen 13 vs. 9 Monate und in der Subgruppe der SS-Patienten 17 vs. 7 Monate.
Wie Assaf anhand der Auswertungen der Skindex-29-Symptomskala zeigte, verbesserte sich zudem die Lebensqualität der Patienten unter Mogamulizumab deutlich stärker als unter Vorinostat. Dass sich diese positiven Ergebnisse unter kontrollierten Studienbedingungen auch in den klinischen Alltag übertragen lassen, zeigte Assaf anhand von aktuellen Kasuistiken auf. Dabei wirkte Mogamulizumab am besten bei hohen Stadien von CTLC und/oder bei Blutbeteiligung. „Für MF- oder SS-Patienten, die erfolglos mit mindestens einem Systemtherapeutikum vorbehandelt sind, ist Mogamulizumab eine wichtige neue Therapieoption, die sich auch im Real-life Setting bestätigt", resümierte Assaf.
Sabine M. Rüdesheim