Erwachsene Patientinnen mit rezidivierendem oder fortgeschrittenem EC mit dMMR/MSI-h können laut der Konsultationsfassung der S3-Leitlinie Endometriumkarzinom [1] nach einer Vorbehandlung durch eine Chemotherapie eine PD-1-Inhibitor-Therapie erhalten. Seit Juni 2021 steht hierfür der PD-1-Antikörper Dostarlimab (Jemperli®) als Monoimmuntherapie zur Verfügung [2].
Zugelassen wurde die Behandlung auf Grundlage der laufenden Basket-Studie GARNET [3], in die u. a. 108 Patientinnen mit einem dMMR/MSI-h-Endometriumkarzinom (Kohorte A1) eingeschlossen sind. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 16,3 Monaten wurde im primären Endpunkt eine Gesamtansprechrate (ORR) von 43,5 % (95%-KI 34,0–53,4) dokumentiert. Die Krankheitskontrollrate (DCR) betrug 55,6 %.
„Die Patientinnen, die ansprechen, sprechen vor allem lange an“, betonte PD Dr. Beyhan Ataseven, Essen. Denn die Wahrscheinlichkeit, ein Ansprechen unter der Immuntherapie aufrechtzuerhalten, lag nach 6 Monaten bei 97,9 % und nach einem Jahr bei 90,9 %.
Geringe Abbruchraten
Als therapieassoziierte Nebenwirkungen (TRAEs) könne „alles auftreten, was wir uns unter einer Autoimmunerkrankung vorstellen können – von der Haarspitze bis zum Zeh“, wusste Ataseven. Am häufigsten seien u. a. Hypo- und Hyperthyreose, Diarrhö und Kolitis.
„Allerdings lagen die klinisch relevanten Nebenwirkungen von Grad 3–4 nur im niedrigen einstelligen Bereich, und die Abbruchrate aufgrund unerwünschter Wirkungen betrug gerade einmal 3,3 %. Das ist überschaubar gering“, schätzte Ataseven ein. Auch wenn die Dosierung nach 4 Zyklen von 500 mg auf die doppelte Dosis (1.000 mg) erhöht und in einem 6- statt zuvor 3-wöchentlichen Intervall verabreicht werde, komme es zu keinem Anstieg der TRAEs [4]. „Wir kaufen uns mit dem Strecken des Zeitfensters nicht mehr Nebenwirkungen ein“, folgerte Ataseven. Das verlängerte Intervall sei aber vorteilhaft, die weil Frauen nicht so stark an die Klinik oder Praxis gebunden seien.
„Die TRAEs sind insgesamt selten; wenn sie auftreten, müssen wir sie aber ernst nehmen“, ergänzte Dr. Manfred Welslau, Aschaffenburg. Deshalb empfiehlt der internistische Onkologe die engmaschige Überwachung von Patientinnen unter Checkpoint-Inhibition, wozu bei jedem Termin die Erhebung von Blut-und TSH-Werten sowie des Kortisol- und des Blutzuckerspiegels gehöre. „Das führt dazu, dass wir so manche immunvermittelte Nebenwirkung relativ früh erkennen“, betonte er. „Das reicht aber nicht; wir müssen die Patientin zusätzlich edukativ unterstützen“, so seine Forderung. Die Patientin müsse selbst für unerwünschte Wirkungen sensibilisiert sein und sollte zudem durch ein umfassendes Onco-Coaching unterstützt werden. Dabei würden nichtärztliche Mitarbeiter:innen flankierend mit der Patientin und ihren Angehörigen die Nebenwirkungen sowie die Therapieplanung und -durchführung besprechen wie auch Hilfestellung bei den Rahmenbedingungen im Alltag geben.
Sabrina Kempe