Der Pneumologe Dr. Karl-Matthias Deppermann, Düsseldorf-Gerresheim, referierte die ersten Daten der beiden Studien IMpower010 und KEYNOTE-091. Beide Untersuchungen waren ähnlich designt und schlossen Patient:innen mit NSCLC in den Stadien IB–IIIA nach Resektion ein (AJCC v7). In der Studie IMpower 010 mit Atezolizumab sollten die Erkrankten zuvor obligat eine Platin-basierte adjuvante Chemotherapie erhalten; in der KEYNOTE-091 mit Pembrolizumab (Keytruda®) erfolgte die Gabe einer adjuvanten Chemotherapie gemäß den Vorgaben der Leitlinien. Wurde Atezolizumab gegen Best Supportive Care (BSC) getestet, so wurde Pembrolizumab mit Placebo verglichen. Die aktuellen Auswertungen beider Studien basieren auf einem Follow-up von 32 Monaten (IMpower 010) bzw. 36 Monaten (KEYNOTE-091).
Bedeutsamer DFS-Vorteil
In der KEYNOTE-091-Studie wurde der duale primäre Endpunkt, nämlich das krankheitsfreie Überleben (DFS), an zwei Subgruppen gemessen: einmal in der Gesamtpopulation und dann auch bei Betroffenen mit einem PD-L1-Status ≥ 50 % (Tumor Proportion Score, TPS; prozentualer Anteil PD-L1-positiver Tumorzellen).
Der Endpunkt, welcher sich auf die Gesamtpopulation bezog, erreichte statistische Signifikanz und verringerte das Rezidiv- oder Sterberisiko um 24 % im Vergleich zu Placebo (HR 0,76; p = 0,0014). Hingegen erreichte die Subgruppe der Patient:innen, deren Tumoren PD-L1 mit einem TPS ≥ 50 % exprimierten, (bislang) keine Signifikanz (HR 082; 95%-KI 0,57–1,18; p = 0,14) [1]. Der Median in jedem Behandlungsarm war noch nicht erreicht.
Deppermann führte weiter aus: In der IMpower 010 mit Atezolizumab wurde der primäre Zielparameter DFS gemäß verschiedener Kriterien aufgesplittet. Zunächst wurde das DFS in der Gruppe Stadium II-IIIA mit einer PD-L1-Expression ≥ 1 % auf den Tumorzellen (TC) gemessen. In diesem Punkt erreichte Atezolizumab versus BSC klare Signifikanz (HR 0,66; p = 0,0039). Bei der Gesamtpopulation des Stadiums II-IIIA war der Vorteil für Atezolizumab noch knapp signifikant (HR 0,79; p = 0,020). Und bei der Gesamtpopulation unter Einbeziehung des Stadiums IB lauteten die entsprechenden Zahlen: HR 0,81 bei einem p-Wert von 0,04. In der Subgruppenanalyse hinsichtlich des PD-L1-Status gibt es einen Vorteil bei einem PD-L1-TC ≥ 50 %, eine kleinere Differenz bei TC ≥ 1 %, aber keine Signifikanz bei TC 1–49 % [2]).
Deppermann resümierte die Ergebnisse: Ist die Signifikanz in der IMpower 010 mit Atezolizumab an eine größere PD-L1-Expression gebunden, so konnte Pembrolizumab einen statistisch signifikanten, klinisch bedeutsamen DFS-Vorteil unabhängig von der PD-L1-Expression erreichen. Bei einem TPS ≥ 50 % wurde das Signifikanzniveau bisher noch nicht erreicht.
Reimund Freye