Nicht metastasiertes kastrations-resistentes Prostatakarzinom Patienten wirksam vor Metastasierung schützen
Seit zwei Jahren steht Darolutamid (Nubeqa®) in Kombination mit einer Androgendeprivationstherapie (ADT) als Erstlinientherapie von Patienten mit einem nicht metastasierten kastrations-resistenten Prostatakarzinom und einem hohen Risiko für die Entstehung von Metastasen (Hochrisiko-nmCRPC) zur Verfügung. Der selektive, nicht steroidale Androgenrezeptor-Inhibitor ist im Versorgungsalltag angekommen; dies zeigen eine aktuelle Online-Befragung unter Urolog:innen sowie die Aufnahme in nationale und internationale Leitlinien.
„Patienten mit einem nmCRPC sind in der Regel asymptomatisch. Das heißt, sie haben durch ihr Prostatakarzinom noch keine Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität“, erklärte Dr. Jörg Klier, Köln. Mit konventioneller Bildgebung seien keine Metastasen feststellbar; den entscheidenden Hinweis auf ein hohes Risiko für ein rasches Fortschreiten der Erkrankung liefere ein rasch ansteigender PSA-Wert unter Beibehaltung der ADT.
Klier: „Steigt der PSA-Wert unter ADT in drei aufeinanderfolgenden Analysen wieder auf über 2 ng/ml mit einer Verdoppelungszeit von 10 Monaten oder weniger, hat der Patient ein hohes Metastasierungsrisiko.“
Auch Prof. Peter Hammerer, Braunschweig, betonte die Bedeutung der kurzen PSA-Verdoppelungszeit (PSADT) als wichtigen Marker: „Patienten mit kurzer PSA-Verdoppelungszeit haben ein höheres Risiko für Fernmetastasen, und die Dauer ihrer Überlebenszeit ist prädiktiv kürzer.“
Wichtige Therapieziele bei Hochrisikopatienten mit nmCRPC seien daher die PSA-Kontrolle, die Verlängerung der asymptomatischen Phase, der Erhalt der Lebensqualität und die Verlängerung des Gesamtüberlebens.
Dass diese Therapieziele mit einer Kombination von ADT und Darolutamid erreicht werden können, wurde in der Phase-III-Studie ARAMIS bei 1.509 Patienten mit nmCRPC und einer PSADT von ≤ 10 Monaten dokumentiert.
Gegenüber Placebo plus ADT erzielte Darolutamid plus ADT mehr als eine Verdoppelung des metastasenfreien Überlebens (MFS) [1]. Das Sterberisiko wurde unter Darolutamid plus ADT gegenüber Placebo plus ADT um mehr als 30 % reduziert (HR 0,69; p = 0,003). Auch die Zeit bis zur PSA- und Schmerzprogression wurde durch zusätzliches Darolutamid verlängert; dabei war das Verträglichkeitsprofil in beiden Studienarmen vergleichbar. ZNS-Nebenwirkungen, die sich durch eine Beeinträchtigung von Kognition und Gedächtnisleistung äußern können, seien bei Darolutamid minimal, denn die Substanz könne die Blut-Hirn-Schranke nur in geringem Ausmaß überwinden, so Hammerer.
Eine aktuelle Online-Umfrage unter deutschen Urolog:innen verdeutlichte, dass 70 % der 61 Teilnehmenden in den vergangenen Jahren Erfahrungen mit Darolutamid bei Hochrisiko-nmCRPC gesammelt haben. Als wichtigste Parameter wurden die Wirksamkeit (95 %) und Verträglichkeit (87 %) angesehen. Darolutamid wurde nicht nur in die S3-Leitlinie Prostatakarzinom, sondern auch mit starker Evidenz in die EAU-Guidelines beim nmCRPC aufgenommen [2].
Mascha Pömmerl