Ob es Patient:innen mit MM nützt, der Standard-Triplett-Therapie direkt einen Anti-CD38-Antikörper hinzuzufügen, ist derzeitig Gegenstand der Forschung. Die GMMG-HD7-Studie ist eine Phase-III-Studie, die die Wirksamkeit der Kombination des Anti-CD38-Antikörpers Isatuximab mit RVd in der Induktionstherapie untersucht. Die Studie evaluiert, ob der Antikörper durch synergistische Effekte mit der Dreierkombination in der Induktionstherapie die Krankheitsaktivität möglichst stark zurückdrängen und bei einem möglichst großen Teil der Patient:innen eine MRD-Negativität (messbare Resterkrankung, MRD) bewirken kann. Das Erreichen einer MRD-Negativität (primärer Endpunkt der Studie), d. h. der Nichtnachweisbarkeit einer Rest-erkrankung im Knochenmark noch vor der Hochdosistherapie (HDT) mit anschließender autologer Blutstammzelltransplantation (ASZT), wird als wichtiger prognostischer Faktor angesehen.
Zum ASH 2021 hatte die GMMG-HD7-Studie ihren ersten primären Endpunkt, die Verbesserung der Rate der MRD-Negativität, zum Zeitpunkt nach der Induktion bei Patient:innen mit transplantationsfähigem neu diagnostiziertem MM (TE-NDMM) erreicht [1]. Die MRD-Negativitätsraten im Knochenmark nach der Induktionstherapie betrugen 35,6 % unter RVd versus 50,1 % unter Isa-RVd (OR 1,83, 95%-KI 1,34–2,51; p < 0,001).
Die MRD-Raten wurden mittels Durchflusszytometrie (Next Generation Flow, NGF) zu einem Sensitivitätslevel von 10-5 bestimmt. In allen untersuchten Subgruppen inklusive Hochrisikozytogenetik zeigte sich ein Vorteil für die Patient:innen unter der Vierfach-Kombination mit Isatuximab [1].
Fazit: Die GMMG-HD7-Studie konnte eine signifikante Verbesserung der MRD-Negativitätsrate durch die Vierfach-Kombination mit Isatuximab nachweisen. Die Hinzunahme von Isatuximab hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Sicherheitsprofil. Die Studie ist weiterhin aktiv. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Response-Raten nach den weiteren vorgesehenen Therapieabschnitten darstellen werden (Hochdosistherapie gefolgt von einer autologen Stammzelltransplantation, Erhaltungstherapie mit Lenalidomid +/– Isatuximab) und ob sich ein Unterschied im progressionsfreien Überleben zeigen wird.
Die Expert:innen waren sich einig, dass eine MRD-Negativität ein sehr sinnvoller Studienendpunkt für diese Erkrankten sei. Leider, so die Fachleute, sei das noch nicht bei den Zulassungs-behörden angekommen.
Dr. Annette Junker