Zwar würden 80 % der metastasierten Mammakarzinom-Erkrankungen als HER2-negativ kategorisiert, doch tatsächlich hätte unter diesen mindestens die Hälfte niedrige HER2-Spiegel aufgewiesen, erklärte Dr. Shanu Modi beim ASCO [1]. T-DXd ist ein gegen HER2 gerichtetes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC), das als Monotherapie beim vorbehandelten, inoperablen oder metastasierten HER2+ Brustkrebs eingesetzt wird. Die DESTINY-Breast04-Studie überprüfte nun, ob auch vorbehandelte Frauen mit inoperablem und/oder metastasiertem HER2-low und HR+/– Mammakarzinom im Vergleich von dem ADC profitierten.
PFS und OS signifikant verbessert, unabhängig vom HR-Status
Nach einem medianen Follow-up von 18,4 Monaten war das mediane PFS bei den Erkrankten mit HR+ HER2-low- Brustkrebs unter dem Einfluss von T-DXd versus Chemotherapie nach Wahl der Ärztin/des Arztes nahezu verdoppelt
(10,1 vs. 5,4 Monate; HR 0,51; 95%-KI 0,40–0,84; p < 0,0001), entsprechend einem um 49 % verringerten Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung oder für Versterben im Vergleich zur Chemotherapie.
Benefit auch für die Gesamtpopulation
Vergleichbare Ergebnisse zeigten sich auch für die Gesamtpopulation der Studienteilnehmer:innen ohne Stratifikation nach dem HR-Expressionslevel (mPFS 9,9 vs. 5,1 Monate; HR 0,50; 95%-KI 0,40–0,63; p < 0,0001) sowie für die HR-negative Subgruppe (8,5 vs. 2,9 Monate; HR 0,46; 95%-KI 0,24–0,89; explorativ erhoben). Die Ergebnisse zeigten auch eine 36%ige Verringerung des Sterberisikos unter dem ADC im Vergleich zur Chemotherapie bei Betroffenen mit HR+ Erkrankung (medianes Gesamtüberleben [OS] 23,9 vs. 17,5 Monate; HR 0,64; 95%-KI 0,48–0,86; p = 0,003), womit auch ein relevanter sekundärer Endpunkt erreicht war. Auch beim OS waren die Studienergebnisse für die Gesamtkohorte (23,4 vs. 6,8 Monate; HR 0,64; p = 0,001) und HR-negative Population (18,2 vs. 8,3 Monate; HR 0,48; explorativ erhoben) ähnlich.
„Die Ergebnisse von DESTINY-Breast04 zeigen zum ersten Mal, dass eine gegen HER2 gerichtete Therapie einen Überlebensvorteil für Patient:innen mit niedriger HER2-Expression bieten kann, was darauf hindeutet, dass wir die Art und Weise, wie wir Patient:innen mit metastasiertem Mammakarzinom kategorisieren, überdenken müssen“, erklärte Prof. Nadia Harbeck, München.
Potential für einen neuen Behandlungsstandard
„Die mit Trastuzumab-Deruxtecan beobachtete Wirksamkeit unterstreicht auch das Potential, einen neuen Behandlungsstandard für mehr als die Hälfte aller Brustkrebspatient:innen zu etablieren, die derzeit als HER2-negativ eingestuft werden, aber tatsächlich Tumoren mit geringer HER2-Expression aufweisen“, so die Münchener Mammakarzinom-Expertin.
Dr. Annette Junker