„Das Urothelkarzinom ist die zweithäufigste uroonkologische Erkrankung“, erklärte PD Dr. Maria De Santis, Berlin. Die Tumoren seien aggressiv, bei Erkrankten mit lokal fortgeschrittenem/metastasiertem Urothelkarzinom (Stadium IV) liege die 5-Jahres-Überlebensrate bei etwa 5 %. Nach Versagen der Standardtherapien im Stadium IV, bestehend aus einer Platinbasierten Chemotherapie und einem Immuncheckpoint-Inhibitor, kann nun erstmals ein zielgerichtetes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) für das Urothelkarzinom eingesetzt werden.
ADC erfordert keine Biomarker-Testung
Das ADC richtet sich gegen Nectin-4, ein Oberflächenprotein von Urothelkarzinomzellen. „83 % aller Blasenkarzinome sind Nectin-4-positiv“, erklärte Prof. Jens Bedke, Tübingen. Ein Nectin-4-Expressionstest sei keine Voraussetzung für die Therapie mit Enfortumab-Vedotin. Basis der Zulassung von Enfortumab-Vedotin sind die Ergebnisse der EV-301-Studie [1]. Die Phase-III-Studie verglich eine Monotherapie mit dem ADC mit einer Chemotherapie nach Wahl der behandelnden Ärztin/des behandelnden Arztes bei 608 mit einer Platin-basierten Chemotherapie und PD-(L)1-Inhibitoren vorbehandelten Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom [1]. Die präspezifizierte Interimsanalyse nach einem medianen Follow-up von 11,1 Monaten zeigte mit 12,88 Monaten ein signifikant längeres Gesamtüberleben (primärer Studienendpunkt) unter Enfortumab-Vedotin im Vergleich zur Chemotherapie (8,97 Monate; HR 0,70; 95%-KI 0,56–0,89; p = 0,001) [1]. Auch Schmerzen reduzierten sich im Vergleich zur Chemotherapie [2].
Mascha Pömmerl