Hodgkin-Lymphome (HL) und ALCL zeichnen sich durch die Expression des CD30-Antigens auf der Oberfläche ihrer Zellen aus, das sonst nur auf wenigen Zellen zu finden ist. Damit ist CD30 ein ideales Target für ADCs wie BV. „Bei Patient:innen mit HL kann das ADC inzwischen in allen Therapielinien eingesetzt werden", betonte Prof. Peter Borchmann, Köln. Den Anfang machte die Zulassung beim klassischen HL (cHL) nach zwei Vortherapien.
In der Zulassungsstudie erzielten 94 % der mehrfach vorbehandelten Erkrankten nach multiplen Rezidiven mit BV eine Reduktion der Tumorlast und 33 % sogar eine komplette Remission (CR) [2].
Auf Basis der Studie AETHERA erfolgte später die Zulassung im ersten Rezidiv nach Hochdosistherapie [3, 4], gefolgt von der Erstlinienzulassung in Kombination mit der Kombinations-Chemotherapie aus Doxorubicin, Vinblastin und Dacarbazin
(A + AVD) auf Basis der ECHELON-1-Studie [5]. Borchmann betonte, dass Patient:innen mit hohem Risiko für ein Therapieversagen besonders von dem günstigen Verhältnis von Effektivität und Nebenwirkungen des ADC profitieren. Derzeit werde evaluiert, ob BV auch in andere Behandlungsschemata implementiert und in früheren Stadien des cHL als Erstlinientherapie eingesetzt werden könne.
Grundlage für die Erstzulassung von BV beim r/r sALCL war eine Phase-II-Studie mit 58 Patient:innen, 72 % davon ALK-negativ, in der mit BV eine objektive Ansprechrate (ORR) von 86 % erreicht wurde [6], davon 57 % CR. Laut Prof. Georg Lenz, Münster, lag die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate bei 60 % [7]. 2020 wurde das ADC auf Basis der ECHELON-2-Studie [8] in Kombination mit Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison (A + CHP) auch zur Erstlinientherapie des sALCL zugelassen und gilt seitdem als ein Behandlungsstandard. Im 5-Jahres-Follow-up der Studie wurde das Mortalitätsrisiko um 34 % reduziert (HR 0,66; p = 0,0529) [9].
Seit 2017 ist das ADC zudem zur Behandlung kutaner T-Zell-Lymphome (CTCL) zugelassen, wie Prof. Chalid Assaf, Krefeld, berichtete. In der Phase-III-Studie ALCANZA bei Patient:innen mit Mycosis fungoides oder primär kutanem ALCL (pcALCL) führte BV im Vergleich zu vorherigen Standardtherapien zu „bisher nicht gekannten Raten eines dauerhaften Ansprechens“, so Assaf. Die ORR nach mindestens vier Monaten betrug 56,3 % vs. 12,5 %, das progressionsfreie Überleben 16,7 vs. 3,5 Monate [10]. Ein gutes Ansprechen zeigte sich auch bei geringer CD30-Expression.
Claudia Schöllmann