Anämiebedingte Fatigue, Dyspnoe, thromboembolische Ereignisse sowie Schmerzattacken prägen das klinische Bild der PNH. Die Komplement-vermittelte Hämolyse mündet häufig in einer Transfusionsabhängigkeit. Behandlungsstandard sind Antikörper gegen die Komplementkomponente 5 (C5). Bei bis zu 70 % der Betroffenen bleibt der Hämoglobinspiegel trotz Behandlung mit einem C5-Inhibitor niedrig, mehr als ein Drittel benötigt trotz Therapie mindestens eine Transfusion pro Jahr, und bei nahezu 80 % persistiert die Fatigue, wie Prof. Uwe Platzbecker, Leipzig, auf dem GTH-Kongress berichtete.
Ein wesentlicher Grund für die persistierende Anämie unter C5-Hemmer-Therapie ist die durch das Komplementprotein C3 vermittelte extravaskuläre Hämolyse. Dies spreche für einen hohen Nutzen einer proximalen Hemmung der Komplementkaskade, erklärte Prof. Antonio Risitano, Neapel, Italien. Vor diesem Hintergrund wurde Iptacopan (LNP023) entwickelt, ein oraler, selektiver und potenter First-in-Class Faktor-B-Inhibitor, der sowohl die intra- als auch die extravaskuläre Hämolyse hemmt. Eine offene einarmige Phase-II-Studie zeigte eine signifikante Reduktion der Laktatdehydrogenase (LDH) und des Hämoglobinwerts unter Iptacopan als Add-on zum C5-Inhibitor Eculizumab bei PNH-Patient:innen, die unter Eculizumab-Therapie weiter eine Hämolyse aufwiesen [1]. Wie Risitano berichtete, führte die orale Gabe von Iptacopan zu einer nachhaltigen Komplementinhibierung bei guter Verträglichkeit. Sein Fazit: Die proximale Inhibierung der Komplementkaskade könnte einen hohen klinischen und hämatologischen Nutzen für PNH-Patient:innen haben. Mehr Aufschluss werde eine laufende Phase-III-Studie geben, die die Iptacopan-Monotherapie mit einer Weiterführung der C5-Hemmer-Therapie vergleicht.
Dr. Kirsten Westphal