„Wir haben kürzlich Daten für Deutschland retrospektiv zusammengefasst: Beim NSCLC wird in Deutschland eine Chemoimmuntherapie in etwa 80 % der Fälle mit Pembrolizumab (Keytruda®)durchgeführt. Ein Grund hierfür dürfte darin liegen, dass für diese Kombination sehr gute Studiendaten vorliegen“, berichtete Prof. Wolfgang Brückl, Nürnberg, bei einem Pressegespräch. So wurden 2021 4-Jahres-Daten der KEYNOTE-189-Studie vorgestellt, die den bereits in der zulassungsrelevanten Analyse nachgewiesenen Vorteil bezüglich des progressionsfreien (PFS) und des Gesamtüberlebens (OS) unter Pembrolizumab plus Pemetrexed und Platinhaltiger Chemotherapie auch nach einem medianen Follow-up von 46,3 Monaten bestätigten. Nach knapp 4 Jahren war das OS im Pembrolizumab-haltigen Arm um 40 %, das PFS um 50 % verbessert [1]. „31 % der Betroffenen hatten keinen messbaren PD-L1-Status“, so Brückl. Auch in dieser Subgruppe wurde weiterhin ein signifikanter OS-Vorteil durch Pembrolizumab (HR 0,52) beobachtet. „Die Immuntherapie ist heute ein Therapiestandard, und wir haben immer mehr Erfahrung mit dem Management immunvermittelter Nebenwirkungen“, erklärte Brückl. So lasse sich eine Schilddrüsenunterfunktion mit L-Thyroxin sehr gut abfangen.
Studiendaten im klinischen Alltag bestätigt
Dass die Kombinationstherapie mit Pembrolizumab auch bei fehlender PD-L1-Expression die Chance auf Langzeitüberleben bietet, demonstrierte Brückl am Fallbeispiel einer bei Diagnose 65-jährigen Ex-Raucherin mit Adenokarzinom im rechten Unterlappen ohne adressierbare Treibermutationen, mit negativem PD-L1-Status und multiplen pulmonalen und pleuralen Herden. Fernmetastasen lagen nicht vor (T4N0M1a). Die Patientin erhielt vier Zyklen einer palliativen Chemoimmuntherapie mit Carboplatin und Pemetrexed in Kombination mit Pembrolizumab, die zu einer fast kompletten Remission führte. Danach wurde die Chemoimmuntherapie zur Erhaltung für fünf Zyklen ohne die Platinkomponente weitergeführt, gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit alleinigem Pembrolizumab über insgesamt 18 Zyklen. Ende 2020 wurde die Erhaltungstherapie beendet. Seit Februar 2019 lebt die Patientin ohne Tumorprogress, so Brückl.
Zu den möglichen Gründen für die Langzeitwirksamkeit der Chemoimmuntherapie mit Pembrolizumab bei PD-L1-negativen Erkrankten zählen laut Brückl zum einen eine eventuelle Heterogenität der verschiedenen Tumorloki, zum anderen durch die Chemotherapie erzeugte Neo-Antigene oder ein sich unter Chemotherapie ändernder PD-L1-Status.
Mascha Pömmerl