Das Nierenzellkarzinom und das Melanom seien „traditionell“ die Tumoren, die mit einer ICI-Therapie behandelt würden, erklärte Prof. Viktor Grünwald, Essen, bei einem Fachpressegespräch. Bei diesen schon lange immuntherapeutisch behandelten Tumoren könne man „schon fast von einer Chronifizierung der Erkrankungen“ sprechen. Durch die duale Checkpointblockade mit Nivolumab (Opdivo®) und Ipilimumab (Yervoy®) lasse sich bei diesen Tumoren eine lange Tumorkontrolle bei Erhalt der Lebensqualität erzielen, so Grünwald, der u. a. auf die Daten der CheckMate-067-Studie beim Melanom verwies. In dieser Phase-III-Studie führte die Erstlinienbehandlung mit Nivolumab plus Ipilimumab zu einem medianen Gesamtüberleben von 72,1 Monaten (95%-KI 38,2–nicht erreicht) [1].
ICI-Therapie in frühen Tumorstadien mit kurativer Intention
(Neo)adjuvante Immuntherapien seien v. a. bei Tumorentitäten mit hohem Rezidivrisiko sinnvoll, erklärte Grünwald. Dazu gehören das resezierte Melanom im Tumorstadium IIIB und IIIC [2], aber auch resezierte Ösophaguskarzinome sowie Karzinome des gastroösophagealen Übergangs [3]. Sowohl beim Melanom als auch beim Ösphaguskarzinom ist Nivolumab bereits als adjuvante Therapieoption zugelassen. Ein besonders aggressiver und rezidivfreudiger, aber auch ausgeprägt immunogener Tumor ist das muskelinvasive Blasenkarzinom (MIBC). Die Phase-III-CheckMate-274-Studie untersucht deshalb eine adjuvante Therapie mit Nivolumab bei Hochrisikopatient:innen mit MIBC. Beim ASCO-Meeting 2021 präsentierte Ergebnisse zeigten eine signifikante Verlängerung des medianen krankheitsfreien Überlebens versus Placebo [4].
Neoadjuvante Strategien haben gegenüber der adjuvanten Therapie den Vorteil, „dass der Primarius noch vorhanden ist, gegen den das Immunsystem nach Lösung der Immunbremse durch den ICI vorgehen kann“, erläuterte Grünwald. In einer geplanten Zwischenauswertung der CheckMate-816-Studie beim resektablen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom im frühen Stadium verbesserte die neoadjuvante Chemoimmuntherapie mit Nivolumab die Rate an pathologischen Komplettremissionen und das ereignisfreie Überleben signifikant gegenüber Chemotherapie, so Grünwald [5].
Mascha Pömmerl