„Nach Versagen des Erstlinienstandards CPI plus Chemotherapie sind mehrere Optionen als Folgetherapie zugelassen, darunter antiangiogenetische Kombinationstherapien, Mono-Chemotherapien, Tyrosinkinase-Inhibitoren und CPI“, erklärte Prof. Heinz-Eckart Laack, Hamburg, auf einer Pressekonferenz von Lilly. Momentan fehlten aber randomisierte Studien zur optimalen Sequenztherapie nach Immun-Chemotherapie. Neue Erkenntnisse zur Biologie von Tumor und Microenvironment legen nahe, dass eine antiangiogenetische Therapie in Kombination mit einer Mono-Chemotherapie in dieser Situation besonders sinnvoll sein und möglicherweise synergistisch wirken könnte [2, 3]. Auch Real-World-Daten können eine Orientierungshilfe bieten.
Real-World-Daten als Entscheidungshilfe
Die Real-World-Untersuchungen zur Kombination aus Ramucirumab (Cyramza®) plus Docetaxel, die bei NSCLC aller Histologien eingesetzt werden kann, wurden in neun großen thoraxonkologischen Zentren mit hohen Zahlen an Patient:innen erhoben. Der Leiter der Untersuchungen, Prof. Wolfgang Brückl, Nürnberg, stellte die Ergebnisse vor. Im Jahr 2020 war bereits eine erste retrospektive Analyse der Daten von
67 Patient:innen mit metastasiertem NSCLC unterschiedlicher Histologien durchgeführt worden, bei der das Ramucirumab-Regime in der Drittlinie nach Platin-basierter Erstlinien-Chemotherapie und CPI in der Zweitlinie eingesetzt wurde. 36 % der Betroffenen sprachen auf die Behandlung an, bei weiteren 33 % wurde eine Stabilisierung der Erkrankung erreicht. Das PFS betrug median 6,8 Monate, das OS (ab Beginn der Drittlinientherapie) median 11 Monate [4].
In jüngster Zeit publizierte retrospektive Real-World-Daten bestätigen nun auch den klinischen Nutzen der Kombination in der Zweitlinie, also direkt nach Versagen der Erstlinientherapiestandards CPI plus Immuntherapie [1]. Die Teilnehmer:innen waren von Februar 2016 bis Mai 2020 unter Alltagsbedingungen mit CPI/Chemotherapie in der Erstlinie (meist Platin/Pemetrexed/Pembrolizumab) behandelt worden und hatten bis zum 1. August 2020 die Zweitlinientherapie mit Ramucirumab/Docetaxel begonnen. Laut Brückl zeigte sich eine bemerkenswerte Wirksamkeit – mit einer Ansprechrate von 32,5 % (partielle Remissionen) und einer Krankheitskontrollrate von 62,4 %, bei einer medianen Ansprechdauer von 6,4 Monaten [1]. Auch das OS von median 15,5 Monaten seit Beginn der Erstlinientherapie und von median 7,5 Monaten seit Beginn der Zweitlinientherapie wertete Brückl angesichts der fortgeschrittenen Krankheitssituation der Betroffenen als sehr gutes Ergebnis. Erneut bestätigte sich auch, dass die Behandlung über alle Histologien und alle PD-L1-Expressionslevel hinweg wirksam war.
Claudia Schöllmann