Finanzielle Belastungen und Sorgen um soziale Absicherung
Etwa 16.000 junge Menschen zwischen 18 und 39 Jahren erkranken in Deutschland jedes Jahr an Krebs. Viele von ihnen werden in einer sensiblen Phase der Ausbildung oder Etablierung im Beruf von der Krebserkrankung getroffen. So auch Katharina aus Potsdam: Im Februar 2018 wurde bei ihr im Alter von 25 Jahren Brustkrebs festgestellt – Diagnose: BRCA1-Mutation. Die Therapie: Fünf Monate mit 16 Chemotherapien, beidseitige Mastektomie, 25 Bestrahlungen. Sie musste das gerade erst begonnene Referendariat abbrechen und Hartz IV beantragen. Seit dem 01.08.2019 ist sie wieder im Referendariat. Doch die finanziellen Sorgen bleiben – alle Rücklagen sind verbraucht. Katharina möchte, dass man, wenn man lebensbedrohlich erkrankt, nicht dafür bestraft wird, indem man finanziell ganz unten landen muss. Sie engagiert sich im TREFFPUNKT Berlin. Diese bundesweit etablierten
DSfjEmK-Treffen wollen persönlichen Austausch und Vernetzungsmöglichkeiten bieten.
Zwar haben sich die Heilungschancen für Jugendliche und junge Erwachsene mit Krebs erheblich verbessert, doch die Erkrankung kann zu schweren Belastungen nicht nur im Sinne von Langzeitnebenwirkungen führen. Auch die finanziellen und sozialen Auswirkungen von Krebs und strukturelle Defizite benötigen nach Ansicht der Herausgeber mehr gesundheitspolitische Aufmerksamkeit.
„Wir brauchen dringend bessere Untersuchungen zu den Auswirkungen von Krebs und seiner Behandlung auf die soziale Lage unserer Patientinnen und Patienten, denn sie haben eine große Bedeutung für die Entwicklung besserer und nebenwirkungsärmerer Therapiekonzepte. Unsere Therapie muss sich am optimalen Ergebnis für das Überleben bei tragbaren sozialen Folgen für die Betroffenen messen. Kurzum, wir müssen ganzheitlicher denken“, betonte Prof. Dr. Michael Hallek, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO.
Situationsanalyse und Ratgeber in einem Band
Wie Prof. Dr. Mathias Freund, Kuratoriumsvorsitzender der DSfjEmK, ausführte, gliedert sich der vorliegende Band in zwei Teile. Zu Beginn werden Daten vorgestellt, die international und für Deutschland im Vergleich dazu eher unzureichend vorliegen, um dann auf der Basis dieser Situationsanalyse Schlussfolgerungen und Handlungsvorschläge für Deutschland darzustellen. Darunter sind Forderungen nach:
• Forschungsförderung zur Tumor-bedingten Fatigue,
• Förderung für vergleichende Rehabilitations-Modellprojekte mit Begleitforschung,
• Bündelung der sozialen Beratung mit einem über den Behandlungs- und Rehabilitationsablauf hinweg kontinuierlichen, niedrigschwellig zu erreichenden Angebot mit persönlichen Ansprechpartnern.
Weitere Vorschläge sollen der Verbesserung der unmittelbaren Situation der Betroffenen dienen, wie z. B. die Forderung nach einer Zuzahlungsbefreiung für Krebspatienten von Anfang an oder ein Diskriminierungsverbot nach fünf Jahren Rezidivfreiheit. Daran schließt Teil 2 an: „Im zweiten Teil des jetzt veröffentlichten Bandes ist ein Ratgeber für Betroffene enthalten. Er gibt wichtige Hilfestellungen von BAföG über Krankengeld und Rehabilitation bis hin zu Tipps für die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises“, so Prof. Freund.
„Analyse und Ratgeber sind ein erster wichtiger Schritt, aber wir müssen auch zu wirklichen Veränderungen kommen und etwas bewegen“, unterstrich Prof. Dr. Diana Lüftner, Vorstand der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs, Mitglied im Vorstand der DGHO. Da einige der identifizierten Probleme altersübergreifend sind, soll es bei dieser einen Untersuchung nicht bleiben, weitere Schriften seien geplant.
Gesundheitspolitische Schriftenreihe der DGHO, Band 16: Finanzielle und soziale Folgen der Krebserkrankung für junge Menschen. Bestandsaufnahme zur Datenlage und Anhang: Praktische Informationen und Hilfen für Betroffene. IBSN: 978-3-9818079-7-4. Verfügbar unter: www.dgho.de/publikationen/schriftenreihen/junge-erwachsene
Pressekonferenz DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. und Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs: "Junge Erwachsene mit Krebs: Finanzielle und soziale Folgen der Krebserkrankung für junge Menschen" Vorstellung des 16. Bandes der Gesundheitspolitischen Schriftenreihe der DGHO. 16. September 2019, Berlin