Aktive Niraparib-Erhaltung beim Ovarialkarzinom
Mit den PARP-Inhibitoren wurde beim Ovarialkarzinom (OC) ein sehr effektives Wirkprinzip etabliert. Zunächst erfolgreich im Rezidiv eingesetzt, haben sie sich jetzt auch als Erhaltungstherapie nach Erstlinien-Chemotherapie bewährt.
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Prof. Dr. Nicoletta Colombo, Mailand, wies darauf hin, dass das OC eine ungünstige Prognose und die höchste Mortalitätsrate aller gynäkologischen Tumoren aufweist. Ursächlich ist neben der meist späten Diagnose das häufige Versagen der Erstlinientherapie: „Bis zu 85% aller Patientinnen rezidivieren nach der platinhaltigen Chemotherapie“, konstatierte Prof. Dr. Antonio González-Martin, Madrid. Mit dem PARP-Inhibitor Olaparib steht mittlerweile für Responder auf die Erstlinientherapie eine effektive Erhaltungstherapie zur Verfügung. Sie ist aber limitiert auf Patienten mit BRCA-mutiertem OC, also nur rund 20% aller Betroffenen.
Niraparib (Zejula®) wurde als erster PARP-Inhibitor für die Erhaltungstherapie beim OC-Rezidiv unabhängig vom BRCA-Status zugelassen. Dies basiert auf der NOVA-Studie, in der die Niraparib-Erhaltung bei allen Patientinnen, d. h. mit und ohne BRCA-Keimbahnmutationen sowie mit homologem Rekombinationsdefekt (HRD), das Progressionsrisiko um bis zu 73% reduzierte [1].
In der PRIMA-Studie hat sich die Erhaltung mit Niraparib jetzt auch bei Patientinnen mit neu diagnostiziertem OC bewährt [2]. Die Phase-III-Studie umfasste 733 Frauen mit hohem Rezidivrisiko, die nach partiellem oder komplettem Ansprechen auf die platinbasierte Erstlinientherapie im Verhältnis 2 : 1 randomisiert eine Erhaltung mit Niraparib oder Placebo erhielten. Etwa jede zweite Teilnehmerin besaß einen HRD-positiven, jede dritte einen HR-profizienten Tumor, 30% eine BRCA-Mutation.
Im HRD-positiven Subkollektiv verdoppelte die Erhaltungstherapie mit Niraparib im Vergleich zu Placebo das progressionsfreie Überleben (PFS; primärer Endpunkt; 21,9 vs. 10,4 Monate; Hazard Ratio 0,43; p < 0,001). Im Gesamtkollektiv belief sich die Reduktion des Progressionsrisikos auf 38% (13,8 vs. 8,2 Monate; HR 0,62; p < 0,001). Auch erwies sich die Erhaltungstherapie sowohl bei Tumoren mit mutiertem als auch mit Wildtyp-BRCA als effektiv, betonte González-Martin (HR 0,40 bzw. HR 0,50). Bei Patientinnen mit HR-profzientem Tumor wurde das Risiko durch den PARP-Inhibitor um 32% gesenkt (HR 0,68). Die Ergebnisse zum Gesamtüberleben (OS) haben derzeit nur eine Datenreife von 11%, doch zeichnet sich laut González-Martin bereits ein Trend zugunsten von Niraparib ab: Nach zwei Jahren leben im Verumarm noch 84%, im Placeboarm lediglich 77% der Teilnehmerinnen. Im HRD-positiven Subkollektiv liegen die 2-Jahres-Raten bei 91% vs. 85%, im HR-profizienten bei 81% vs. 59%.
Zudem wurde Niraparib gut vertragen, die Lebensqualität durch die aktive Erhaltung nicht beeinträchtigt. Damit sollte man die Niraparib-Erhaltung nach platinbasierter Erstlinientherapie als neuen Standard beim OC betrachten, resümierte González-Martin.
Katharina Arnheim
Symposium „No Maintenance is not an option anymore: PARP-inhibition in ovarian cancer” im Rahmen des ESMO-Kongresses 2019 am 29.09.2019 in Barcelona, unterstützt von GSK und Tesaro.