Die Behandlung des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) ist vielfältiger geworden. Ob eine Chemotherapie-Indikation besteht oder eine endokrine Behandlung zu bevorzugen ist, orientiert sich an verschiedenen Kriterien, darunter auch die Vorbehandlung im noch Hormon-naiven Stadium der metastasierten Erkrankung. Hier steht mit der Kombinationstherapie aus Androgendeprivation (ADT) plus Chemotherapie (Docetaxel) bzw. Androgenrezeptor-Blockern (ARTA) ein neuer Standard zur Verfügung, was sich auf die Therapie im mCRPC-Stadium auswirkt.
Grundsätzlich gilt, dass Patienten mit mCRPC alle lebensverlängernden Therapien erhalten sollten, so PD Dr. Maria de Santis, Charité, Berlin, darunter auch die Chemotherapie mit Docetaxel und Cabazitaxel (Jevtana®). Beide Taxane haben in randomisierten Phase-III-Studien beim mCRPC eine lebensverlängernde Wirkung gezeigt [1, 2]. Die Chemotherapie sollte also keinesfalls so spät eingesetzt werden, dass der Patient nicht mehr fit dafür ist, so die Expertin.
Eine primäre Chemotherapie im mCRPC-Stadium ist laut de Santis indiziert bei symptomatischen Patienten, jenen mit Tumor-bedingt schlechtem Allgemeinzustand, bei Lebermetastasierung sowie bei nur kurzem Ansprechen (< 12 Monate) auf eine vorangegangene ADT im hormon-naiven Stadium. Bei letzteren Patienten müsse man von einer endokrinen Resistenz ausgehen [3]. Zudem sollte eine Chemotherapie in Betracht gezogen werden bei kurzer PSA-Verdoppelungszeit (< 55 Tage), einem Gleason Score von 8–10 oder einem hohen LDH- bzw. AP-Wert [3].
Haben Patienten im Hormon-naiven Stadium eine ADT-basierte Kombinationstherapie erhalten, müssen mangels entsprechender Studien die Daten aus dem mCRPC-Stadium für die weitere Therapiesequenz extrapoliert werden. Diese weisen beispielsweise auf Kreuzresistenzen zwischen den ARTAs hin [4]. Für mit ADT/ARTA vorbehandelte Patienten sei daher die Weiterbehandlung mit einem ARTA im mCRPC-Stadium nicht zu empfehlen.
Keine Kreuzresistenz bestehe zwischen Docetaxel und Cabazitaxel. Im Gegenteil wurde letzteres speziell für die Situation nach Docetaxel-Versagen entwickelt und ist dafür zugelassen [5]. Für mit ADT/Docetaxel vorbehandelte Patienten mit mCRPC sei daher bei Chemotherapie-Indikation die Weiterbehandlung mit Cabazitaxel eine gute Option, und der Docetaxel-Reinduktion vorzuziehen, betonte de Santis, denn hier zeigten französische Daten einen deutlichen Wirkverlust [6]. Besteht keine Chemotherapie-Indikation nach ADT/Docetaxel, empfiehlt sie im mCRPC-Stadium Cabazitaxel als Zweitlinien-Option nach ARTA.
Dass Chemotherapie auch die Lebensqualität erhält und sogar verbessert, zeigen Daten aus dem klinischen Alltag [7–10], so Dr. Stefan Machtens, Bergisch Gladbach. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität korreliere mit dem Erfolg der Behandlung, weniger mit den Nebenwirkungen. Daher sei es wichtig, die Akzeptanz der Patienten für die Chemotherapie zu stärken und sie über deren Chancen aufzuklären.