Bei der Messung der PD-L1-Expression gelte es insbesondere die Schwellenwerte und das Scoring-Verfahren zu beachten, betonte Prof. Albrecht Stenzinger, Heidelberg, bei einem Satellitensymposium im Rahmen des ESMO. Im klinischen Alltag werden drei Scoring-Algorithmen verwendet: der Tumor Proportion Score (TPS), der den Anteil PD-L1-exprimierender Tumorzellen misst, das Immunzell-Scoring, bei dem die PD-L1-Expression auf den tumorassoziierten Immunzellen bestimmt wird, und der Combined Positive Score (CPS), der die PD-L1-Expression auf beiden Zelltypen berücksichtigt. Sowohl Prof. Florian Lordick, Leipzig, als auch Prof. Martin Reck, Großhansdorf, unterstrichen die Wichtigkeit für die Therapiewahl, über die PD-L1-Expression gemäß verschiedener Auswertungsverfahren informiert zu sein.
Zur Therapie des Ösophaguskarzinoms wurden aktuelle ESMO-Leitlinien publiziert [1]. Beim fortgeschrittenen plattenepithelialen Ösophaguskarzinom sei das Stratifikationsmerkmal für die Therapie der Biomarkerstatus, erklärte Lordick. Bei einem PD-L1-CPS ≥ 10 sollte Pembrolizumab + Chemotherapie (CTx) eingesetzt werden, bei einem PD-L1-TPS ≥ 1 Nivolumab (N) plus CTx. Basis dieser Empfehlung sind die Ergebnisse der CheckMate-648-Studie, in der die Erstlinientherapie mit N plus CTx [2] beim fortgeschrittenen Ösophaguskarzinom zu einer signifikanten Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS) gegenüber CTx führte (HR 0,54). Auch N + Ipilimumab (I) verlängerte das OS signifikant (HR 0,64). „Bei hoher Tumorlast und Remissionsdruck sollte aber „first line“ die Immuntherapie eher mit einer Chemotherapie kombiniert werden“, so Lordick. Bei PD-L1-Negativität besteht nach platinbasierter Chemotherapie die Möglichkeit einer Nivolumab-Monotherapie.
Auch beim NSCLC sei „PD-L1 der Marker, den wir schwerpunktmäßig nutzen“, so Reck. Bei Patient:innen mit fortgeschrittenem NSCLC soll gemäß Leitlinien eine PD-L1-Messung erfolgen. Herangezogen werden sowohl der TPS als auch der IC-Score. N ist beim NSCLC PD-L1-unabhängig einsetzbar. In der CheckMate-9LA-Studie führte die duale Immuntherapie mit N plus I zusammen mit einer kurzen CTx auch bei PD-L1-negativen Patient:innen zu einer signifikanten Verbesserung des medianen OS [3]. Beim ESMO wurde nun die Effektivität von N plus I plus CTx unabhängig von der Histologie gezeigt [4].
Mascha Pömmerl