Aus diesem Grund sollte der HR-Status nicht getestet werden, um Patientinnen von der Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor auszuschließen, betonte Prof. Domenica Lorusso, Rom, Italian, bei einem Satellitensymposium im Rahmen des ESMO-Kongresses 2022. Sie verwies auf verschiedene Studien, die Vorteile auch für HRp-Patientinnen gezeigt hatten, so zum Beispiel die PRIMA-Studie. Die Erstlinienerhaltungstherapie mit Niraparib (Zejula®) hatte in der Analyse zum ersten Datenschnitt zu einer Reduktion des Risikos für Progress oder Tod um 32 % geführt (HR 0,68) [1]. Auf dem ESMO-Kongress vorgestellte Langzeitdaten der Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie zeigten nach einem medianen Follow-up von 3,5 Jahren weiterhin einen konstanten Vorteil durch die Niraparib-Erhaltung, und zwar sowohl in der Intention-to-treat-Population (HR 0,66) und bei den HRd-Patientinnen (HR 0,52) als auch bei den HRp-Patientinnen (HR 0,65).
Upfront-Testung des HR-Status
Etwa 50 % aller Patientinnen mit high-grade serösem Ovarialkarzinom sind HRd. Eine Testung auf eine BRCA1/2-Mutation – die häufigste zugrundeliegende genetische Alteration – ist für alle Patientinnen empfohlen. Bei Patientinnen ohne BRCA-Mutation kann ein HRD-Test weitere Patientinnen identifizieren [2]. Diese erfolgt bisher meist über den Myriad MyChoice®-Assay, der einen Score für die genomische Instabilität des Tumors bestimmt. In einem aktuellen Konsensuspapier waren 92 % der Expert:innen dafür, den HR-Status bei Erstdiagnose zu evaluieren [3]. Ebenso viele sprachen sich für die Entwicklung neuer validierter HRd-Tests aus, was wohl in den nächsten Monaten zu erwarten sei, so Prof. Gilles Freyer, Lyon, Frankreich.
Mascha Pömmerl