Die prospektive Versorgungsforschungsstudie wurde zwischen September 2021 und April 2022 bei 208 niedergelassenen Urolog:innen durchgeführt. Ziel war es, die aktuelle Therapielandschaft beim PCa zu beleuchten, sowie Einblicke in die Relevanz der Testosteronwerte und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Therapie des PCa zu gewinnen. 51,9 % der teilnehmenden Behandelnden gaben an, mit Kolleg:innen aus drei weiteren Fachgebieten zusammenzuarbeiten, berichtete Prof. Carsten Ohlmann, Bonn, auf dem DGU-Kongress. „Kooperationen von Urologie und Onkologie werden immer wichtiger, um die komplexen Krankheitsstadien hochqualitativ zu versorgen.“ Der Anteil niedergelassener Urolog:innen, die an Tumorboards teilnehmen, sei jedoch gering: 28 % der Befragten seien höchstens einmal pro Quartal dabei, 19 % haben noch nie teilgenommen.
Leuprorelin war der mit Abstand am häufigsten für die ADT eingesetzte Wirkstoff (68,0 %), gefolgt von Buserelin (13,4 %). „Das unterstreicht die Repräsentativität der Stichprobe, da die Prozentzahlen die Marktsituation widerspiegeln“, so der Experte. Die wichtigsten Kriterien für die Auswahl der ADT waren einfache Handhabung (87,5 %) und zügige Vorbereitung (52,9 %). Die beste Gesamtbewertung für die Wirksamkeit hatte Leuprorelinacetat in Gel-Depotformulierung (Eligard®); 89,9 % bewerteten sie als gut oder sehr gut.
Die meisten Behandelnden streben laut Ohlmann eine möglichst tiefe Senkung des Testosteronspiegels ( ≤ 20 ng/dl ; 0,7 nmol/l) an und folgten damit der Leitlinie der European Association of Urology (EAU). Eine Testosteronsenkung über das Dosisintervall hinaus bietet nach Auffassung von 72,1 % der Urolog:innen mehr Behandlungssicherheit, wenn das reguläre Intervall nicht genau eingehalten werden kann – ein Aspekt, der gerade in der Corona-Pandemie relevant ist, in der Erkrankte oft nicht zeitgerecht zur nächsten ADT-Applikation erschienen.
Abdol A. Ameri