„Es gibt bislang keine kurative Therapie für das MM. Die Patientinnen und Patienten überleben aufgrund neuer Substanzen deutlich länger als noch vor zehn Jahren, sind aber weiterhin chronisch krank“, erklärte Dr. Manfred Welslau, Aschaffenburg. „Das Intervall zwischen Erstlinienbehandlung und Rückfall können wir heute schon erheblich verlängern“, sagte er. Irgendwann komme es aber unweigerlich zum Rezidiv. Die hier einsetzende Therapie solle das Auftreten des nächsten Rezidivs möglichst lange hinauszögern, denn mit jedem Rezidiv intensiviere sich die Refraktärität der Erkrankung, so Welslau.
Als anhaltend wirksam ab der Zweitlinientherapie hat sich beim rezidivierten MM die Kombinationstherapie aus dem monoklonalen CD38-Antikörper Isatuximab (Sarclisa®), dem Proteasom-Inhibitor Carfilzomib und dem Glukokortikoid Dexamethason (Isa-Kd) erwiesen. Grundlegend für die Zulassung von Isa-Kd beim MM ab dem ersten Rezidiv war die Interimsanalyse der Phase-III-Studie IKEMA [1]. 302 Patient:innen mit rezidiviertem MM hatten darin 3:2-randomisiert entweder Isa-Kd oder nur Kd (Carfilzomib/Dexamethason) erhalten.
Bisher längstes PFS erreicht
Im aktuellen Update der Studie nach einem medianen Follow-up von 44 Monaten [2] zeigte sich ein bisher unerreichtes PFS von fast drei Jahren (35,7 Monate unter Isa-Kd vs. 19,2 Monate unter Kd; Hazard Ratio [HR] 0,58; 95,4%-KI 0,42–0,79). „Das ist das im Moment längste PFS beim refraktären MM, womit ein neuer Meilenstein ereicht wurde“, so Welslau. Folglich verlängerte sich auch die mediane Behandlungszeit bis zur nächsten Therapie von 25,0 Monaten unter Kd auf 44,9 Monate unter Isa-Kd (HR 0,55).
Der Effekt der Isa-Kd-Therapie war anhaltend, denn die Zeit von der Randomisierung bis zur Krankheitsprogression unter der nächsten Therapielinie oder bis zum Tod (PFS2) steigerte sich ebenfalls von im Median 35,6 Monaten unter Kd auf 47,2 Monate unter Isa-Kd (HR 0,68). „Man nimmt sozusagen den Vorteil auch in zukünftige Therapien mit“, kommentierte Welslau. Darüber hinaus zeigte sich eine deutliche Effektivitätssteigerung zugunsten von Isa-Kd im Vergleich zu Kd in der Rate für MRD(Minimale Rest-erkrankung)-Negativität (33,5 % vs. 15,4 %; Odds Ratio 2,78; 95%-KI 1,55–4,99). Die MRD-Negativität sei weiterhin ein guter Surrogatparameter für das Gesamtüberleben, so Welslau. Die Überlebensdaten müssten allerdings noch abgewartet werden.
Infusionsreaktionen und Kardiotoxizität der Therapiekombination beachten
Das Toxizitätsprofil im Update entsprach dem der Interimsanalyse der Studie. „Isatuximab ist in der Regel ein relativ unproblematisches Medikament. Bei der ersten Infusion kann es zu Infusionsreaktionen kommen. Da muss man die Patient:innen ein bisschen strenger überwachen“, empfahl Welslau. „Was wir beachten müssen, ist die Kardiotoxizität, die Carfilzomib geschuldet ist, vor allem bei Beginn der Therapie.“ Kardiolog:innen sollten deshalb vor der Therapie eine höhergradige Herzinsuffizienz oder ein kardiales Problem ausschließen.
Sabrina Kempe