Die Misteltherapie ist eine der häufigsten komplementärmedizinischen Maßnahmen, die bei einer Tumortherapie begleitend eingesetzt wird. Sie soll die Lebensqualität verbessern und die Nebenwirkungen systemischer Therapien lindern, so Dr. Daniela Paepke, München, stellvertretende Vorsitzende der AGO-Kommission Integrative Medizin. Die Misteltherapie sei eine der bestuntersuchten Phytotherapien. So sehen die ONKOPEDIA-Leitlinien der DGHO Evidenz für positive Effekte aus 18 randomisierten klinischen Studien. Die Kommission Mamma der AGO hat für die Anwendung der Misteltherapie unter systemischer Tumortherapie mit dem Ziel der Linderung von Nebenwirkungen und Verbesserung der Lebensqualität eine +/- Empfehlung vergeben. Sie kann danach in Einzelfällen durchgeführt werden. Aufgrund der Datenlage kann aber keine eindeutige Empfehlung ausgesprochen werden. Grundlage der AGO-Empfehlungen ist ein systematischer Review zum Einfluss von Mistelextrakt auf die Lebensqualität von Tumorpatienten [1].
Bessere Schlafqualität
Als einen wichtigen Aspekt betonte Paepke die Schlafqualität der Patientinnen, die durch eine Misteltherapie verbessert werden soll. „Schlechter Schlaf verschlechtert das Überleben von Tumorpatienten. Insofern ist die Verbesserung des Schlafs durch eine begleitende Misteltherapie von großer Bedeutung.“ Eine Sorge, die immer wieder geäußert wird, ist die Angst vor einer Stimulation des Tumorwachstums durch die Mistel. Dies sei bislang weder in Zell- noch in Tierversuchen eindeutig gezeigt. Auch in klinischen Studien gebe es dafür keine Anhaltspunkte, so Paepke.
Nach wie vor kontrovers
Kritisch kommentierte sie einen Review, der zu dem Schluss gekommen war, dass die Misteltherapie keine Wirkung auf Überlebenszeit und Lebensqualität habe und onkologische Patienten keine Mistel zur Linderung von Symptomen oder von Nebenwirkungen der onkologischen Therapie erhalten sollten [2, 3]. „Mittlerweile wurde die Publikation bereits in Sekundärveröffentlichungen zitiert, sodass Fachkreise und Patienten verunsichert sind“, kritisierte sie. Eine Gruppe namhafter Forscher habe bereits in einem Leserbrief gefordert, die Publikation zu korrigieren oder ganz zurückzuziehen [4].
Beate Fessler
46. Münchner Fachpresse-Workshop der POMME-med, München am 24.07.2019, unterstützt von Mundipharma Deutschland GmbH & Co.KG, Celgene GmbH, Iscador AG.