Zwischen Tumor und körpereigenem (innatem) Immunsystem besteht eine komplexe Interaktion, die es therapeutisch zu nutzen gilt, erläuterte Prof. Peter A. Fasching, Universitätsfrauenklinik Erlangen. Die Immuncheckpoint-Blockade sei hier ein vielversprechender Ansatz. Von Relevanz sei unter anderem die Interaktion zwischen dem PD(Programmed Cell Death)-1-Rezeptor und seinen Liganden PD-L1 und PD-L2. Der Tumor nutze diesen Signalweg, um das körpereigene Immunsystem zu inaktvieren, sodass Tumorzellen nicht als „fremd“ erkannt und eliminiert werden können. Durch die Hemmung von PD-1 oder PD-L1 kann das Immunsystem reaktiviert werden. Anders als beim Lungenkarzinom scheinen beim Mammakarzinom nur PD-L1-positive Karzinome von einem PD-1- bzw. PD-L1-Antikörper profitieren zu können.
Studienkonzepte mit Pembrolizumab
Mit Pembrolizumab befindet sich ein PD-1-Inhibitor in der klinischen Prüfung beim Mammakarzinom, der bereits bei verschiedenen Tumoren zugelassen ist. Derzeit läuft ein umfangreiches Studienprogramm mit der Substanz beim frühen und fortgeschrittenen bzw. metastasierten Mammakarzinom, mit einem Fokus auf dem triple-negativen Mammakarzinom (TNBC). Ein interessantes Konzept verfolgt z. B. die in Deutschland laufende Neo-Immuno-Boost-Studie bei Patientinnen mit frühem TNBC (> 1,5 cm), die neoadjuvant Pembrolizumab plus Chemotherapie (nab-Paclitaxel plus Epirubicin/Cyclophosphamid) erhalten. Das neoadjuvante Konzept wird auch in der Phase-III-Studie
KEYNOTE-522 validiert. Hier wird Pembrolizumab neoadjuvant mit zwei verschiedenen Chemotherapie-Regimes kombiniert und postoperativ als Monotherapie fortgeführt.
Erster PARP-Inhibitor bei Brustkrebs
Mit Olaparib ist seit diesem Jahr der erste PARP-Inhibitor in Europa zur Behandlung von Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom und BRCA-Keimbahnmutation zugelassen. Das PARP-Enzym spielt eine wesentliche Rolle bei der Reparatur von DNA-Einzelstrangbrüchen. Wird es blockiert, unterbleibt die Reparatur, und die Zelle geht in die Apoptose, erläuterte Prof. Frederik Marmé, Klinikum Mannheim der Universität Heidelberg. In der Zulassungsstudie OlympiAD [1] war Olaparib in allen untersuchten Wirksamkeits-Endpunkten der Mono-Chemotherapie im Kontrollarm (Capecitabin, Eribulin oder Vinorelbin) überlegen, inkl. einer besseren Lebensqualität sowie eines medianen Überlebensvorteils für die Subgruppe der Patientinnen ohne vorherige Chemotherapie (Hazard Ratio 0,51; p = 0,02; [2]). Der BRCA-Status, so Marmé, sei ein wichtiger prädiktiver Biomarker, dessen Testung daher für alle Patientinnen mit Mammakarzinom implementiert werden müsse – unabhängig von HR-Status und Familienanamnese.
Birgit-Kristin Pohlmann
Satellitensymposium „Neue Entwicklungen in der Behandlung des Mammakarzinoms“ im Rahmen des Senologiekongresses in Berlin am 28.07.2019, unterstützt von MSD Merck Sharpe & Dohme, Haar b. München.