Zusammengefasst wurden die Resultate im Rahmen einer Pressekonferenz durch Prof. Andreas Reiter, Mannheim [1, 2]. Ruxolitinib (Jakavi®) ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit PV, die resistent oder intolerant gegenüber Hydroxyurea (HU) sind [3]. Zudem ist es angezeigt, für die Behandlung von krankheitsbedingter Splenomegalie oder Symptomen bei Erwachsenen mit primärer MF (auch bekannt als chronische idiopathische MF) sowie Post-Polycythaemia-vera-MF oder Post-Essentieller-Thrombozythämie-MF [3].
Die COMFORT-I- und COMFORT-II-Studien belegten eine Reduktion der Milzgröße mit Ruxolitinib um > 35% für 41,9% der Patienten in Woche 24 und für 28% in Woche 48. Um eine optimale Reduktion des Milzvolumens zu erzielen, sollte man die Dosis von 2 x 15–20 mg/d einsetzen, wenn es die Thrombozytenzahl erlaubt [4–6]. Eine Auswertung der 5-Jahres-Daten aus beiden Studien ergab (gepoolt) ein um 30% verringertes Sterberisiko unter Ruxolitinib (5,3 Jahre vs. 3,8 Jahre in der Kontrollgruppe [7]). Die Patienten spüren außerdem eine deutliche Symptomreduktion durch das Medikament [6], so Reiter.
Die 24-Wochen-Analyse REALISE untersuchte Sicherheit und Wirksamkeit einer reduzierten Startdosis mit verzögerter Auftitration bei Patienten mit MF und Anämie (n = 51; [8]). Dabei erreichten 56% der Patienten eine Reduktion der Milzgröße um ≥ 50% in Woche 24 und 70% der Patienten eine Reduktion um ≥ 50% zu irgendeinem Zeitpunkt der Studie. Mithilfe der alternativen Dosierungsstrategie blieben die Hb-Werte nahezu stabil, bei Bedarf mit unterstützenden Erytrhozyten-Transfusionen. Bei transfusionsabhängigen, anämischen MF-Patienten war eine Startdosis von 10 mg zweimal täglich mit Auftitration nach zwölf Wochen wirksam und gut verträglich. Die Ergebnisse bestätigen, dass es bei MF-Patienten mit Splenomegalie wegen der koexistierenden oder behandlungsbedingten Anämie nicht notwendig ist, die Behandlung mit Ruxolitinib zu verzögern [8].
In Bezug auf die Therapie der PV geht es v. a. um die Reduktion des Thromboserisikos. Für PV ist Ruxolitinib nach dem Standard Hydroxyurea (HU; [9]) in der Zweitlinie etabliert. Ab September wird neu ein pegyliertes Interferon zur Erstlinientherapie auf den Markt kommen.
HU ist nur limitiert wirksam, weil retrospektiv die Thromboserate über 10 Jahre bei knapp 3% pro Jahr liegt (steigt in Abhängigkeit von Alter und Vorgeschichte) und einer von vier PV-Patienten HU-intolerant oder -resistent wird: Dann ist sein Mortalitätsrisiko um das 5,6-Fache erhöht, und das mediane Überleben liegt bei nur noch 1,2 Jahren [10].
Post-EHA-Pressekonferenz „Myeloproliferative Neoplasien im Fokus – ein Update vom EHA“ am 19.07.2019 in Mannheim, veranstaltet von Novartis Oncology, Nürnberg.