Der Proteasom-Inhibitor Ixazomib ermöglicht ein rein orales Therapieregime bei rezidivierter oder refraktärer Erkrankung. V. a. bei Hochrisiko-Patienten wirkt die Substanz in der Kombination oft schnell und ist bei zuverlässiger Adhärenz gut handhabbar. Wichtige Vorteile sind mehr Freiräume für die Patienten, das Fehlen therapiebedingter kardiovaskulärer Probleme und eine niedrige Rate von Polyneuropathien.
Das multiple Myelom zählt dank einer Vielzahl neuer Therapieoptionen mittlerweile zu den onkologischen Erkrankungen, bei denen man oft eine Chronifizierung beobachtet, so Dr. Silke Schirrmacher-Memmel, Aschaffenburg. In der Phase-III-Studie TOURMALINE-MM1 [1] war die Kombination von Ixazomib (Ninlaro®) mit Lenalidomid und Dexamethason bei vorbehandelten Patienten dem Kontrollregime aus Placebo/Lenalidomid/Dexamethason hinsichtlich des primären Endpunktes medianes progressionsfreies Überleben (PFS) mit 20,6 vs. 14,7 Monate (p = 0,01) signifikant und klinisch relevant überlegen, unabhängig von Alter, Risikogruppe oder Zahl der Vortherapien. Besonders eindrucksvoll war auch die mit 1,1 vs. 1,9 Monaten signifikant verkürzte Zeit bis zum Ansprechen.
Das Fehlen kardialer und renaler sowie allgemein klinisch relevanter Nebenwirkungen macht die orale Therapie „zu einer sehr sicheren Triple-Kombination“, so Schirrmacher-Memmel. Sie hob v. a. die – bei vergleichbarem Sicherheitsprofil und geringer zusätzlicher Toxizität – gute Wirkung (medianes PFS 21,4 vs. 9,7 Monate) bei Patienten mit zytogenetischem Hochrisiko-Profil (del(17p), t(4;14) und/oder t(14;16)) hervor. Zudem profitierten auch Patienten mit mehreren Vortherapien sehr stark von der Option.
Diese Vorteile bestätigen sich auch in der Praxis, wie PD Dr. Angelika Böhme, Frankfurt, erläuterte. Hier erwies sich die Kombination Ixazomib/Lenalidomid/Dexamethason auch bei hohem zytogenetischen Risiko und minimaler Lenalidomid-Dosierung als sehr rasch wirksam und zugleich gut verträglich. Die einfache orale Applikation verbessere bei flexibler Dosierung die Lebensqualität.
Die Vorteile der Therapie (z. B. weniger Praxisbesuche und i. v.-Applikationen, mehr Freiräume für Beruf und Freizeit) erfordern allerdings eine korrekte, konsequente und pausenlose Einnahme, betonte auch die onkologische Fachassistentin für orale Chemotherapie Christiane Sauer, Aschaffenburg. In einer „oralen Sprechstunde“ vor Therapiebeginn und ggfs. zu individuellen weiteren Terminen werden daher Einnahmeplan, Verhaltensmaßnahmen, Neben- und Wechselwirkungen besprochen. So sollte Ixazomib an den Tagen 1, 8 und 15 eines Zyklus möglichst zur gleichen Zeit und spätestens eine Stunde vor oder mindestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden, um maximale Bioverfügbarkeit zu garantieren. Ergänzend könnten Sportangebote wie Yoga, Aqua-Fitness oder Reha-Sport sowie Ernährungsberatung, Kosmetik-Seminare und psychoonkologische Beratung Eigenengagement und Lebensqualität verbessern und die Adhärenz optimieren.
Andreas Häckel
1. Moreau P et al. N Engl J Med 2016; 374: 1621-34.
Praxis-Workshop „Mit der Chance auf mehr Freiraum: Der orale Proteasom-Inhibitor Ixazomib im Behandlungsalltag beim Multiplen Myelom“ am 09.08.20127 in Aschaffenburg, veranstaltet von Takeda Oncology, Berlin.