Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV) gehören auch bei Kindern und Jugendlichen zu den am meisten belastenden Symptomen unter einer Krebstherapie. Doch nicht alle Antiemetika aus der Erwachsenen-Onkologie stehen bisher auch für Kinder zur Verfügung.
Wie Privatdozentin Dr. Claudia Blattmann, leitende Oberärztin für pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Immunologie am Klinikum Stuttgart, berichtete, führen CINV rasch dazu, dass Kinder die Therapien sowie Essen, Trinken und Schlucken verweigern. Auch ein antizipatorisches Erbrechen bilde sich bei Kindern bei unzureichender Antiemese rasch aus. Umso wichtiger ist eine konsequente und ausreichende antiemetische Prophylaxe bei Chemotherapie auch im Kindesalter. Dimenhydrinat ist zur alleinigen CINV-Prophylaxe und Therapie nicht geeignet, betonte die Pädiaterin. Sie schätzt das Medikament aber als Add-on-Therapie aufgrund der schlafanstoßenden Wirkung.
Die antiemetische Prophylaxe sollte sich auch bei pädiatrischen Patienten an nationalen und internationalen Leitlinien orientieren. Bei allen hoch-emetogenen Chemotherapien und auch bei Carboplatin-haltigen Regimes wird von MASCC und ESMO die Dreifach-Prophylaxe mit Neurokinin(NK)-1-Rezeptorantagonist, 5-Hydroxytryptamin-3(5-HT3)-Rezeptorantagonist und Dexamethason empfohlen [1]. Dexamethason werde in der Kinderonkologie aufgrund der häufig angewendeten Kortikoid-haltigen Chemotherapieschemata und der Nebenwirkungen allerdings eher zurückhaltend eingesetzt, erläuterte Blattmann. So kombiniere man auch bei moderat emetogenen Therapien lieber einen 5-HT3-Rezeptorantagonisten mit einem NK-1-Rezeptorantagonisten als – wie von den Leitlinien empfohlen – mit Dexamethason.
Für die Anwendung bei Kindern sind mehrere 5-HT3-Rezeptorantagonisten (Setrone) zugelassen. Seit einem Jahr steht in der pädiatrischen Onkologie auch der NK-1-Rezeptorantagonist Aprepitant (Emend®) als Kapseln und für kleinere Kinder (ab sechs Monate) als Pulver zur Herstellung einer Suspension zur Verfügung. Die zulassungsrelevante Studie prüfte die Kombination aus Aprepitant und Ondansetron +/- Dexamethason gegenüber dem damaligen antiemetischen Standardregime aus Ondansetron +/- Dexamethason bei pädiatrischen Patienten ab einem Alter von sechs Monaten, die eine moderat bis hoch-emetogene Chemotherapie erhielten. Die Komplettansprechrate (kein Erbrechen, kein Würgen, kein trockenes Erbrechen, keine Notfallmedikation) stieg durch die Hinzunahme von Aprepitant von 52% auf 66% in der akuten (p = 0,0135) und von 26% auf 51% in der verzögerten Phase (p < 0,0001; [2]). Im gesamten fünftägigen Risikozeitraum verdoppelte sich die Ansprechrate von 20% auf 40% (p = 0,0002). Dem Aprepitant zuzuordnende Nebenwirkungen sehe sie so gut wie nie, ergänzte Blattmann.
Aprepitant steht für kleinere Kinder als Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen mit gewichtsabhängiger Dosierung zur Verfügung. Bislang fehlt noch eine zugelassene i. v.-Applikation. Eine Studie, die Fosaprepitant (i. v.) plus Ondansetron bei Kinder mit alleinigem Ondansetron vergleicht, ist abgeschlossen, die Ergebnisse werden erwartet (ClinicalTrials.gov No. NCT02519842).
1. Roila F et al. Ann Oncol 2016; 27 (suppl 5): v119-v133.
2. Kang HJ et al. Lancet Oncol 2015; 16: 385-94.
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