Poly(ADP-Ribose)-Polymerase(PARP)-Inhibitoren können die Prognose von Patientinnen mit fortgeschrittenem, rezidiviertem Ovarialkarzinom verbessern. In diesem Jahr vorgestellte Studienergebnisse könnten den weltweiten Therapiestandard verändern, glaubt Prof Dr. Sven Mahner, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum der Universität München.
Das progressionsfeie Überleben (PFS) bei Therapie mit dem oralen PARP-Inhibitor Olaparib war in der Phase-III-Studie SOLO-2 deutlich höher als bei Placebo-Einnahme (19,1 v. 5,5 Monate; Hazard Ratio 0,30; 95%-Konfidenzintervall 0,22–0,41; [1]). Das deckt sich mit Ergebnissen einer Phase-II-Studie, die auch die Grundlage der Zulassung von Olaparib in Europa darstellten. Dass die Therapie mit diesem PARP-Inhibitor in der Studie und damit auch in der Zulassung auf Patienten mit nachgewiesener BRCA-Mutation beschränkt wurde, hält Mahner allerdings für keine gute Idee.
PARP-Hemmung ohne Einschränkungen
In der ENGOT-OV16/NOVA-Studie wird der PARP-Inhibitor Niraparib unabhängig vom Vorliegen einer BRCA-Mutation bei Patientinnen mit rezidiviertem Ovarialkarzinom und einem kompletten oder partiellen Ansprechen auf die letzte platinhaltige Therapie als Erhaltungstherapie gegen Placebo geprüft [2]. Wie Prof. Mahner berichtete, verbesserte Niraparib in der Studie sowohl das PFS als auch das Chemotherapie-freie Intervall und die Zeit bis zur nächstem Therapie unabhängig von BRCA-Mutationsstatus und dem Vorliegen einer homologen rekombinanten DNA-Reparatur-Defizienz (HRD). Bei BRCA-Mutation verbesserte sich das PFS von 5,5 Monaten unter Placebo auf 21,0 Monate unter Niraparib (HR 0,27, p < 0,0001), ohne BRCA-Mutation von 3,9 auf 9,3 Monate (HR 0,45; p < 0,0001) und bei nicht-BRCA-mutierten Tumoren, aber Vorliegen einer HRD von 3,8 Monaten im Placebo- auf 12,9 Monate im Niraparib-Arm (HR 0,38; p < 0,0001). Dabei gab es kein Anzeichen für einen negativen Effekt auf Folgetherapien, betonte Mahner. Auch Patienten, die unter der platinhaltigen Therapie nur eine partielle Remission erreicht hatten, profitieren von der Niraparib-Erhaltungstherapie [3].
Das Nebenwirkungsprofil von Niraparib unterscheidet sich etwas von dem von Olaparib. Es gebe etwas weniger nicht-hämatologische und etwas mehr hämatologische Nebenwirkungen, erläutere Mahner. Wichtig sei eine Kontrolle der Blutwerte zu Therapiebeginn, um die Dosis gegebenenfalls anpassen zu können.
Zulassung wird erwartet
Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat Niraparib bereits im Juni 2017 zugelassen zur Erhaltungstherapie von Patientinnen mit rezidiviertem epithelialem Eierstock-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom, die nach Platin-basierter Chemotherapie in einer kompletten (CR) oder partiellen Remission (PR) sind. Niraparib ist damit ein PARP-Inhibitor, der keinen Test auf BRCA-Mutation oder andere Biomarker-Tests erfordert, so Mahner. Die Zulassung für Deutschland wird im Herbst erwartet, die Substanz steht für Patientinnen bereits im Rahmen eines Compassionate Use-Programms zur Verfügung.
1. Pujade-Lauraine E et al. 48th Annual Meeting of the Society of Gynecologic Oncology, National Harbour 2017, Abstract #LBA-2.
2. Mirza MR et al. N Engl J Med 2016; 375: 2154-64.
3. Mirza MR et al. J Clin Oncol 2017; 35 (15S; ASCO 2017, Abstract #5517).
Nachmittagssitzung des 38. Münchener Fachpresse-Workshops der POMME-med GmbH am 18.07.2017 in München. Gemeinsame Sponsoren: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Tesaro Bio Germany GmbH, Servier Deutschland GmbH.