Zur Erstlinientherapie des Hormonrezeptor-positiven (HR+), HER2-negativen (HER2-) lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinoms gibt es seit Kurzem eine neue endokrin-basierte Therapieoption: Der CDK4/6-Inhibitor Ribociclib konnte in der Zulassungsstudie MONALEESA-2 in Kombination mit dem Aromataseinhibitor Letrozol das Risiko für Progression oder Tod gegenüber Letrozol alleine um 44% reduzieren [1]. Bei drei Viertel der Patientinnen mit messbarer Erkrankung ging unter der Kombination schon nach acht Wochen die Tumorgröße zurück [2].
Bei postmenopausalen Frauen mit metastasiertem HR+/HER2- Mammakarzinom galt die systemische endokrine Therapie mit einem Aromataseinhibitor bisher als Standard in der Erstlinie [4]. Wichtig ist es laut Wolfgang Janni, Ulm, die Zeit bis zur Progression so stark wie möglich zu verlängern. Deshalb sei es sinnvoll, nach der Erstdiagnose sofort mit einer möglichst schnellen und wirksamen Therapie zu beginnen, wie sie CDK4/6-Inhibitoren darstellen, die an einer wichtigen Stelle des Zellzyklus eingreifen und ihn blockieren können.
MONALEESA-2: signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens
Bestätigt wurde die Wirksamkeit dieses Konzepts in der randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie MONALEESA-2: Darin wurden 668 postmenopausale Frauen mit HR+/HER2- lokal fortgeschrittenen oder metastasierten und zuvor nicht behandelten Tumoren auf Letrozol mit oder ohne den CDK4/6-Inhibitor Ribociclib (Kisqali®) randomisiert [1]. Bereits die erste Interimsanalyse hatte eine signifikante Verlängerung des medianen progressionsfreien Überlebens durch die Kombination gezeigt (Hazard Ratio 0,56; p = 3,29 × 10-6; [1]) sowie eine Reduktion messbarer Tumorerkrankungen bei 76 % der Patientinnen gezeigt [2].
Bei der ASCO-Jahrestagung im Sommer konnte eine Folgeanalyse diese Daten bestätigen mit einem medianen progressionsfreien Überleben von 25,3 Monaten in der Kombinations- gegenüber 16,0 Monaten in der Letrozol-Monotherapiegruppe (HR 0,568; p = 9,63 × 10-8; Abb. 1; [3]). Beim Gesamtüberleben zeigt sich bisher ein positiver Trend, wobei der Medianwert im Kombinationsarm noch nicht erreicht ist und Letrozol-Arm bei 33,0 Monaten liegt (HR 0,746; 95%-KI 0,517–1,078; p = 0,059; [3]).
Klinischer Nutzen von Ribociclib-Letrozol
Über erste Erfahrungen aus der Praxis berichtete Peter Fasching, Erlangen: Demnach kann Ribociclib Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs nicht nur zu mehr Lebenszeit ohne Fortschreiten der Erkrankung verhelfen, sondern zum Beispiel auch das Auftreten belastender Beschwerden verzögern und den Beginn einer palliativen Chemotherapie hinauszögern. Das stelle einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität dar.
Die Zulassung von Ribociclib beschränkt sich derzeit auf den Einsatz bei postmenopausalen Frauen [5]. Um besser zu verstehen, welche Patienten insgesamt von der Kombinationstherapie profitieren könnten, läuft unter Faschings Leitung in Deutschland zurzeit die offene Phase-IIIb-Studie RIBECCA, in der Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Ribociclib in Kombination mit Letrozol in einer erweiterten Patientenpopulation aus prä- und postmenopausalen Frauen sowie Männern mit Mammakarzinom gewonnen werden sollen [6].
Josef Gulden
Literatur
1. Hortobagyi GN et al. N Engl J Med 2016; 375: 1738-48.
2. André F et al. EORTC-NCI-AACR International Conference on Molecular Targets and Cancer Therapeutics 2016, Abstract #12LBA.
3. Hortobagyi GN et al. ASCO 2017, Abstract #1038.
4. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Online unter: leitlinienprogramm-onkologie.de/uploads/tx_sbdownloader/LL_Mammakarzinom_Langversion_Konsultationsfassung.pdf.
5. Fachinformation Kisqali®.
6. Novartis: Data on file.
Launch-Pressekonferenz “Wandel in der Therapie des fortgeschrittenen Mammakarzinoms – Kisqali® als neue Erstlinientherapie zeigt überlegen und schnelle Wirksamkeit gegenüber Vergleichstherapie“ am 13.09.2017 in München, veranstaltet von Novartis Oncology, Nürnberg.