Die Kombination des Fusionsproteins Aflibercept, das zirkulierenden vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGFG) bindet und einer FOLFIRI-Chemotherapie ist eine etablierte Zweitlinien-Behandlung für Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (mCRC; [1]). Zum ersten Mal wurden nun beim 19th World Congress of Gastrointestinal Cancer (WCGC) in Barcelona Daten aus der Zulassungsstudie VELOUR [1] zur Wirksamkeit von Aflibercept in Abhängigkeit vom RAS- und BRAF-Status und außerdem von der primären Tumorlokalisation präsentiert [2].
Für mit Oxaliplatin vorbehandelte Patienten mit mCRC ist die Kombination Aflibercept (Zaltrap®)/FOLFIRI eine wirksame und etablierte Therapieoption, die in der Zulassungsstudie VELOUR [1] gegenüber der alleinigen FOLFIRI-Therapie signifikant Ansprechraten, progressionsfreies und Gesamtüberleben verbessern. Auch bereits mit anti-angiogenen Substanzen vorbehandelte Patienten (ca. 30%) profitierten von der Zweitlinientherapie mit Aflibercept/FOLFIRI.
Biomarker-Veränderungen als Prädiktor nutzen
Romano Danesi, Pisa, erklärte das mit dem breiten anti-angiogenen Wirkmechanismus von Aflibercept, das an die Wachstumsfaktoren VEGF-A und VEGF-B sowie an den Plazenta-Wachstumsfaktor (PlGF) bindet [3]. In vitro stiegen unter anti-angiogener Erstlinientherapie zum Beispiel die Konzentrationen von VEGF-A und PlGF an. Möglicherweise könnten diese Biomarker zukünftig als Signale für einen drohenden Tumorprogress und für einen frühzeitigen Therapiewechsel genutzt werden [4], aber das müsse in klinischen Studien weiter validiert werden, so Danesi.
Überlebensvorteil unabhängig vom RAS-Status
Sabine Tejpar, Leuven, präsentierte in Barcelona eine aktuelle, retrospektive Auswertung der VELOUR-Daten, für die KRAS-, RAS- und BRAF-Status mittels Next-Generation-Sequencing (NGS) sowie die primäre Tumorlokalisation zur Wirksamkeit von Aflibercept in Beziehung gesetzt wurden [2]. Für alle definierten Subgruppen zeigten sich Vorteile im progressionsfreien und Gesamtüberleben zugunsten der Behandlung mit Aflibercept/FOLFIRI im Vergleich zu FOLFIRI alleine. Mit einer Hazard Ratio von 0,74 (KRAS) bzw. 0,70 (RAS) profitierten die KRAS- und RAS-Wildtyp-Patienten beim Gesamtüberleben jeweils deutlich von Aflibercept, so Tejpar, bei den Patienten mit KRAS- bzw. RAS-Mutationen sei der Vorteil geringer (HR 0,90 bzw. HR 0,93), liege aber im Bereich dessen, was mit anderen anti-angiogenen Substanzen erreicht wird. Erstmals gebe es damit einen kompletten Datensatz zu den RAS-Patienten. Der Interaktionstest für die (K)RAS-Analyse war nicht signifikant, was die Annahme stützt, dass der (K)RAS-Status die Wirksamkeit von Aflibercept nicht beeinflusse.
BRAF-mutierte Patienten überlebten median über zehn Monate
Laut Tejpar profitierten auch die prognostisch ungünstigen BRAF-mutierten Patienten in der VELOUR-Studie deutlich von Aflibercept mit einem medianen Gesamtüberleben von 10,3 versus 5,5 Monaten im Kontrollarm (HR 0,42). 10,3 Monate seien im historischen Vergleich die bislang längste mediane Überlebenszeit für BRAF-mutierte Patienten in der Zweitlinie. Auch die primäre Tumorlokalisation scheine die Wirksamkeit von Aflibercept nicht zu beeinflussen (HR 0,86 bzw. 0,85 zugunsten von Aflibercept für links- bzw. rechtseitige Primärtumoren).
Die Ergebnisse demonstrieren eine konsistente Effektivität von Aflibercept über alle Patientenpopulationen, unabhängig von KRAS-, RAS-, BRAF-Status und Tumorlokalisation. Sie müssten weiter validiert werden, können jedoch im klinischen Alltag die Entscheidungsfindung erleichtern. Die Kombination aus Aflibercept und FOLFIRI wird damit als wirksame und gut handhabbare Zweitlinientherapie nach Oxaliplatin-Vorbehandlung für Patienten bestätigt, die eine effektive Behandlung mit zuverlässiger Tumorrückbildung benötigen, so Alberto Sobrero, Genua. jfg
1. van Cutsem E et al. J Clin Oncol 2012; 30: 3499-506.
2. Tejpar S et al. WCGC 2017, Abstract #LBA005.
3. Zhao Y, Adjei AA. Oncologist 2015; 20: 660-73.
4. Tabernero J et al. ASCO-GI 2017, Abstract #592.
Satellitensymposium „Rethinking second-line therapy in metastatic colorectal cancer: Breaking the mold“ anlässlich des 19th World Congress on Gastrointestinal Cancer am 30.06.2017 in Barcelona, unterstützt von Sanofi Genzyme.