Die personalisierte Therapie des metastasierten kolorektalen Karzinoms (mCRC) hat zu deutlich verlängerten Überlebenszeiten der Patienten geführt. Auch für die Situation nach einer Sequenz von medikamentösen Chemotherapien und zielgerichteten Wirkstoffen gibt es seit Frühjahr 2017 eine neue Option.
TAS-102 (Lonsurf®) ist die Kombination des Antimetabolits Trifludin und des Hemmers der Thymidinphosphorylase Tipiracil, der den Abbau von Trifluridin verhindert. Das Medikament ist zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit mCRC, die bereits mit verfügbaren Therapien wie Fluoropyrimidin-, Oxaliplatin- und Irinotecan-basierten Chemotherapien, Anti-VEGF- und Anti-EGFR-Substanzen behandelt wurden oder für diese nicht geeignet sind.
In der zulassungsrelevanten Doppelblindstudie RECOURSE erhielten 800 Patienten mit refraktärem mCRC im Verhältnis 2 : 1 randomisiert täglich TAS-102 oder Placebo morgens und abends an Werktagen für zwei Wochen mit zwei Wochen Pause, also in vierwöchigen Zyklen [1]. Die orale Chemotherapie führte zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS) von 5,3 Monaten in der Placebo- auf 7,1 Monate in der Verumgruppe (Hazard Ratio 0,68; 95%-Konfidenzintervall 0,58–0,81; p < 0,001). „Eine 32%-ige Risikoreduktion ist in dieser Situation sehr gut“, betonte Privatdozentin Dr. Sylvie Lorenzen, Oberärztin an der Klinik für Innere Medizin III am Klinikum Rechts der Isar der TU München. Alle vordefinierten Subgruppen von Patienten profitierten hinsichtlich des OS, auch diejenigen mit KRAS-Mutation und Patienten mit vier und mehr vorangegangenen Therapielinien. Ein Update bestätigte den OS-Vorteil von TAS-102 nach Eintritt von 89% der Ereignisse. Das mediane OS lag im Interventionsarm bei 7,2 Monaten, im Placeboarm bei 5,2 Monaten (HR 0,69; 95%-KI 0,59–0,81; p < 0,0001; [2]). Auch die Krankheitskontrollrate von 44% gegenüber 16% in der Placebogruppe fand Lorenzen sehr ermutigend.
Die häufigsten relevanten Toxizitäten von TAS-102 waren neben gastrointestinalen Nebenwirkungen Neutropenien (38%) und Leukopenien (21%). Die Rate febriler Neutropenien lag bei 4%, granulopoetische Wachstumsfaktoren wurden laut Lorenzen aber nur selten benötigt. Mit der aktiven Therapie konnte eine statistisch signifikante Verlängerung der Zeit bis zur Verschlechterung des ECOG-Performancestatus auf 2 und mehr erreicht werden (median 5,7 vs. 4,0 Monate; HR 0,66; 95%-KI 0,56–0,78; [1]).
1. Mayer RJ et al. N Engl J Med 2015; 372: 1909-19.
2. Mayer RJ et al. J Clin Oncol 2016; 34 (4S; ASCO-GI 2016, Abstract #634).
Nachmittagssitzung des 38. Münchener Fachpresse-Workshops der POMME-med GmbH am 18.07.2017 in München. Gemeinsame Sponsoren: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Tesaro Bio Germany GmbH, Servier Deutschland GmbH.