Für eine Anti-PD-1/PD-L1-Therapie beim resezierbaren NSCLC ist diese Zulassung die erste in Europa, die auf positiven Ergebnissen zum Gesamtüberleben basiert, und die sechste Zulassung für Pembrolizumab (Keytruda®) beim Lungenkarzinom in Europa. „Trotz der klinischen Fortschritte für Patienten mit metastasierendem Lungenkarzinom ist Lungenkrebs nach wie vor die häufigste krebsbedingte Todesursache in Europa“, bedauerte Prof. Martin Reck, Großhansdorf. Das liegt auch daran, dass Betroffene in frühen Stadien, die bislang oft nur operiert und danach nur ab und zu und mit mittelmäßigem Erfolg adjuvant behandelt werden, oft Rückfälle erleiden. „Deshalb“, so Reck, „muss man etwas tun, um auch in frühen Stadien der Erkrankung die Systemtherapie zu verbessern.“
Längeres Gesamtüberleben
Die jetzt erfolgte Zulassung basierte auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie KEYNOTE-671. In dieser wurde Pembrolizumab in Kombination mit einer Chemotherapie im neoadjuvanten Setting bei Patienten mit resezierbarem NSCLC im Stadium II, IIIA oder IIIB (N2) untersucht, gefolgt von Pembrolizumab als Monotherapie nach einer Operation im adjuvanten Setting. Diese wurde verglichen mit Placebo plus Chemotherapie im neoadjuvanten Setting mit anschließendem Placebo adjuvant nach einer Operation.
Das Pembrolizumab-basierte Regime zeigte nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 29,8 Monaten zum Zeitpunkt einer präspezifizierten Interimsanalyse ein signifikant verbessertes Gesamtüberleben (OS). Es reduzierte zudem das Sterberisiko um 28 % (Hazard Ratio [HR] 0,72; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 0,56–0,93; einseitiger p-Wert = 0,00517) gegenüber dem Chemotherapie-Placebo-Regime, unabhängig von der PD-L1-Expression. Für Patienten, die das Pembrolizumab-basierte Regime erhielten, wurde das mediane OS nicht erreicht im Vergleich zu 52,4 Monaten (95 %-KI 45,7 bis nicht erreicht) für Patienten, die das Chemotherapie-Placebo-Regime bekommen hatten.
Auch beim zweiten primären Endpunkt, dem ereignisfreien Überleben (EFS), punktete das Pembrolizumab-basierte Regime: Das Rezidiv-, Progressions- oder Sterberisiko wurde im Vergleich zum Chemotherapie-Placebo-Regime um 41 % (HR 0,59; 95 %-KI 0,48–0,72) reduziert. Für Betroffene, die das Pembrolizumab-basierte Regime erhielten, verbesserte sich das mediane EFS im Vergleich zum Chemotherapie-Placebo-Regime um fast 2,5 Jahre (47,2 vs. 18,3 Monate).
Besseres pathologisches Ansprechen
Wichtige sekundäre Endpunkte waren die pathologische Komplettremissionsrate (pCR-Rate) und die Rate starken pathologischen Ansprechens (mPR-Rate). Die pCR- beziehungsweise mPR-Raten betrugen 18,1 versus 4,0 beziehungsweise 30,2 versus 11,0 % (jeweils Pembrolizumab-Arm vs. Placebo-Arm). „Bei Patienten mit komplettem Ansprechen können wir von Heilung ausgehen“, freute sich Reck.
Im Vergleich zu den bisherigen Studien mit Pembrolizumab traten keine neuen Nebenwirkungen auf, und durch die neoadjuvante Therapie kam es nicht zu Beeinträchtigungen bei der Operation.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit extrem wichtig
„Die Zulassung dieses Pembrolizumab-basierten Regimes ist ein wichtiger Meilenstein für Patienten, bei denen ein resezierbares NSCLC mit hohem Rezidivrisiko diagnostiziert wird, das unabhängig von der PD-L1-Expression ist“, fasste Reck zusammen. „Die Patienten haben eine neue Option, die das Potenzial hat, ihnen zu einer Verlängerung ihrer Lebensdauer zu verhelfen.“
„Unsere Herausforderung ist es aber noch, Biomarker zu identifizieren, die uns zeigen, welche Patienten die adjuvante Chemotherapie benötigen, und zu erforschen, welche adjuvante Therapie – eventuell sogar als Kombination – am besten ist und ob vielleicht eine Implementierung von einer Strahlentherapie zu noch besseren Resultaten führt“, ordnete Reck die Ergebnisse ein. In jedem Fall sei eine Interdisziplinarität von Onkologen, Chirurgen, Pathologen und Radiologen immens wichtig. Dementsprechend sollten die Erkrankten möglichst in einem großen Zentrum betreut werden.
Dr. Annette Junker