Mit Karzinomen der intra- und extrahepatischen Gallengänge sowie der Gallenblase umfassen biliäre Karzinome („biliary tract cancer“; BTC) eine sehr heterogene Gruppe von Tumoren [1]. Zudem besitzt knapp ein Viertel der Patienten bei Diagnosestellung bereits Fernmetastasen, wobei sie auf systemische Therapien nur suboptimal ansprechen und eine oftmals ungünstige Prognose im fortgeschrittenen Stadium aufweisen [1, 2].
Das bislang längste in einem vergleichbaren Setting beim fortgeschrittenen BTC bekannte Follow-up liegt Dr. Do-Youn Oh, Seoul, Südkorea, zufolge aus der Phase-III-Studie TOPAZ-1 vor: Die mediane Nachbeobachtungsdauer betrug zum Zeitpunkt des jüngsten Datenschnitts 41 Monate [3]. In der randomisierten, doppelblinden Studie war die Behandlung des fortgeschrittenen (nicht resezierbaren und lokal fortgeschrittenen oder metastasierten) BTC entweder mit einer kombinierten Immunchemotherapie (n = 341) – bestehend aus der Immuntherapie mit dem PD-L1-Inhibitor Durvalumab und der Standardchemotherapie mit Gemcitabin und Cisplatin (Gem-Cis) – oder Placebo plus Gem-Cis durchgeführt worden (n = 344) [4].
Anhaltender OS-Benefit nach drei Jahren
Auch drei Jahre nach der zulassungsrelevanten Primäranalyse zeige sich die Hazard Ratio (HR) für das Gesamtüberleben (OS) verbessert, berichtete Oh. Das mediane OS mit Durvalumab plus Gem-Cis gegenüber Placebo plus Gem-Cis liege nunmehr bei 12,9 vs. 11,3 Monaten (HR 0,74; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 0,74), und der Anteil der Überlebenden unter der Immunchemotherapie versus Placebo plus Gem-Cis sei nach 36 Monaten mehr als doppelt so hoch gewesen (14,6 vs. 6,9 %). Auch hätten mehr Patienten mit einem Ansprechen unter Durvalumab plus Gem-Cis versus Placebo plus Gem-Cis ein „extended long-term survival“ (eLTS) erreicht, definiert als Überlebenszeit von ≥ 30 Monaten (17,0 vs. 8,7 %).
Prof. Zev A. Wainberg, Los Angeles, CA/USA, nahm eine Einordnung der explorativen Follow-up-Analyse vor. Nach seiner Einschätzung dürfte das eLTS maßgeblich für die „unglaublich hohe“ OS-Rate unter Durvalumab plus Gem-Cis verantwortlich sein, zumal 55,2 % der Patienten mit eLTS unter Durvalumab plus Gem-Cis versus 40 % unter Placebo plus Gem-Cis ein objektives Ansprechen erreicht hätten [4]. Eine Korrelation mit der Lokalisation des Primärtumors, der PD-L1-Expression oder dem initialen Resektions-/Rezidivstatus wurde nicht festgestellt.
Für eine weitergehende Charakterisierung der Patienten mit eLTS könnte Wainberg zufolge die Rolle weiterer Therapien (z. B. nachträgliche Resektion) oder molekularer Tumorsubtypen von Interesse sein.
HIMALAYA: Langzeitüberleben unabhängig von Komorbiditäten
Auch beim hepatozellulären Karzinom (HCC) können einige Patienten trotz weit fortgeschrittener Erkrankung von einem verbesserten Langzeitüberleben profitieren: In der Phase-III-Studie HIMALAYA zeigten Patienten mit einem fortgeschrittenen oder nicht resezierbaren HCC unter dem Regime STRIDE (Single Tremelimumab Regular Interval Durvalumab), das eine einmalige Initialdosis des CTLA-4-Antikörpers Tremelimumab mit einer kontinuierlichen Gabe von Durvalumab kombiniert, auch noch nach vier Jahren ein nachhaltiges OS versus Sorafenib (HR 0,78; 95 %-KI 0,67–0,92) [5].
Eine explorative Analyse der HIMALAYA-Daten hinsichtlich der bei Patienten mit HCC häufig anzutreffenden metabolischen oder kardiovaskulären Komorbiditäten ergab zudem, dass der OS-Vorteil ungeachtet vorhandener oder nicht vorhandener Begleiterkrankungen unter dem STRIDE-Regime ähnlich hoch ausfiel. Der Anteil der Patienten mit einem Langzeitüberleben (≥ 36 Monate ab Randomisierung) war bei kardiovaskulären oder metabolischen Komorbiditäten unter dem STRIDE-Regime höher als unter Sorafenib (28,2 vs. 16,4 % bzw. 22,6 vs. 15,6 %). Studienarmübergreifend wurden arterielle Hypertonie sowie Typ-2-Diabetes als häufigste Komorbiditäten dokumentiert [6].
Dr. Yuri Sankawa