Der neue Head of Oncology Germany von AstraZeneca, Dr. Niko Andre, stellte das Portfolio des Unternehmens vor. Er wies darauf hin, dass in onkologischen Indikationen bis zum Jahr 2030 acht neue Wirkstoffe eingeführt werden sollen.
Studienstandort Deutschland
Als bedenklich stufte Dr. Doris Henn, Senior Director Clinical Research Biopharmaceuticals DACH, allerdings die Standortentwicklung in Deutschland für klinische Studien ein: Trotz der sehr guten akademischen Infrastruktur, der hohen medizinischen Expertise sowie der Studienqualität habe Deutschland den Anschluss an die europäische Spitze verloren. Seit dem Jahr 2012 sei die Anzahl der neu gestarteten klinischen Studien um mehr als 5 % zurückgegangen oder sogar um mehr als 10 %, würden COVID-19-Studien mitberücksichtigt werden.
Länder wie Frankreich und Spanien hätten zwischenzeitlich gezielt Maßnahmen getroffen, um Anreize für die klinische Forschung zu erhöhen. Allein bis zum Vertragsabschluss zwischen einem Studiensponsor und einem Studienzentrum würde es in Deutschland 128 bis 208 Tage dauern und damit deutlich länger als beispielsweise in Frankreich mit lediglich 24 bis 76 Tagen. Als Schritt in die richtige Richtung bezeichnete Henn das Medizinforschungsgesetz, um ein innovationsfreundlicheres Umfeld mit mehr Ressourcen für Fachpersonal und Ausstattung mit verbesserten regulatorischen Rahmenbedingungen sowie einheitlicheren Standards und Fristen bei Verträgen zu erreichen: Eine stärkere Standardisierung könne zu einer schlankeren Bürokratie beitragen.
Indessen setzt sich AstraZeneca für den Ausbau von Deutschland als führenden Studienstandort ein: Derzeit liefen 220 Studien an 800 Zentren mit insgesamt 1.000 Prüfärzten, so Dr. Simone Kappels, Senior Director, Oncology Country Head Site Management und Monitoring DACH für klinische Studien bei AstraZeneca. Bis zum Jahr 2025 sollen 8 % aller global neu eingeschlossenen Studienteilnehmenden in Deutschland rekrutiert werden.
Gesundheitskompetenz
Für einen effizienteren Umgang mit den Ressourcen des Gesundheitssystems („value for money“) plädierte Prof. Volker Amelung vom privaten Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH, Berlin. Deutschland gebe im internationalen Vergleich viel Geld für die Gesundheit aus, die Gesundheitskompetenz in der Allgemeinbevölkerung stagniere aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Auch hier komme es auf neue Konzepte an, um die sozialen Determinanten der Gesundheit besser mit der medizinischen Versorgung vereinbaren zu können und das Gesundheitssystem als Sozialsystem zu begreifen und weniger als reines Reparatursystem.
Zu den Projekten, die im Bereich der Versorgungsforschung der Evidenzgewinnung zu neuen Konzepten in der Früherkennung und patientenzentrierten Therapie von AstraZeneca unterstützt werden, zählt die Studie HANSE (Holistic implementation Study Assessing a Northern German Interdisciplinary Lung Cancer Screening Effort) zur Implementierung eines Lungenkrebsscreenings.
An dieser größten deutschen Kohortenstudie zur Effektivität eines nationalen Lungenkrebsscreenings mittels Niedrig-Dosis-Computertomografie bei einer definierten Hochrisikogruppe beteiligen sich die LungenClinic Großhansdorf, die Medizinische Hochschule Hannover und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein [1]. 5.191 Teilnehmende mit hohem Lungenkrebsrisiko im Alter von 50 bis 75 Jahren konnten bereits eingeschlossen werden. Darunter waren 64 Personen mit manifestem Lungenkarzinom (Stadium I: n = 35; Stadium II: n = 6; Stadium III: n = 11; Stadium IV: n = 12). Hinsichtlich der Zahl an erkannten Lungenkrebsdiagnosen erwies sich der PLCOm2012-Score im Vergleich zu den NELSON(Netherlands-Leuvens Longkanker Screenings Onderzoek)-Kriterien als zuverlässiger [2].
Dr. Yuri Sankawa