Prof. Stefan Kasper-Virchow, Essen, gab eine Einordnung der klinischen Daten zu ADCs bei Tumoren des oberen Gastrointestinaltrakts. So werde das Konjugat Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd; Enhertu®) als Monotherapie zur Behandlung des fortgeschrittenen HER2-positiven Adenokarzinoms des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs bei Patienten angewendet, die bereits ein vorhergehendes Trastuzumab-basiertes Therapieschema erhalten hatten. Laut der Studie DESTINY-Gastric02 führte das ADC im Vergleich zur Chemotherapie (Irinotecan oder Paclitaxel) zu einem Vorteil von 5,6 Monaten beim progressionsfreien Überleben (PFS) sowie von 12,1 Monaten beim Gesamtüberleben (OS) [1]. Zudem werden in verschiedenen Studien mögliche ADC-Zielstrukturen beim ösophagogastralen Adenokarzinom untersucht. Erste Daten zeigen für Ifinatamab-Deruxtecan (I-DXd) gute Ansprechraten beim Ösophagus-Plattenepithelkarzinom.
Interessante Ergebnisse der Phase-II-Studie DESTINY-PanTumor01 zu HER2-mutierten Tumoren belegen [2]: Unter T-DXd kam es beim Gallengangkarzinom zu einer Verlängerung des PFS um 5,4 Monate und des OS um 10,9 Monate. Das ADC ergab ebenfalls Vorteile bei HER2-überexprimierenden Gallengangtumoren bezüglich des PFS (DESTINY-PanTumor02).
Auch zum metastasierten kolorektalen Karzinom (mKRK) werden laut Prof. Sebastian Stintzing, Berlin, ADCs intensiv in Studien geprüft. Da sich mit HER2 bereits ein Target etabliert hat, empfiehlt die ESMO-Leitlinie die Testung im Rahmen der Erstlinie. Allerdings gibt es beim KRK noch keine zugelassene Substanz. Bei T-DXd kämen mit HER2 als Target und dem Topo1-Inhibitor als Payload bewährte Therapiestrategien zusammen, so Stintzing. Dazu lieferten die zwei Studien DESTINY-CRC01 und -CRC02 zum fortgeschrittenen mKRK eine große Datenmenge, wonach das ADC eine gute Wirksamkeit und eine tolerable Toxizität zeigte.
Anne Göttenauer