Eine in diesen Krankheitsstadien „bisher unerreichte 5-Jahres-Überlebensrate“ erzielte Osimertinib (Tagrisso®) laut Prof. Christian Grohé, Berlin, in der Phase-III-Studie ADAURA. Die auf der ASCO-Jahrestagung 2023 vorgestellte finale Auswertung zum Gesamtüberleben (OS) zeigte in der Osimertinib-Gruppe eine 5-Jahres-Überlebensrate von 88 %. In der Placebogruppe lag sie bei 78 % [1]. Die entsprechende Hazard Ratio (HR) betrug 0,49 (95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,34–0,70; p < 0,0001). In der Subgruppe der an einem NSCLC im Stadium II–IIIA Erkrankten lag die 5-Jahres-Überlebensrate bei 85 % im Osimertinib- und bei 73 % im Placeboarm (HR 0,49; 95%-KI 0,33–0,73; p < 0,0004). Das mediane OS wurde bis zum Datum der Auswertung nicht erreicht. Die mediane Nachbeobachtungszeit bei den in Stadium II–IIIA Erkrankten betrug 59,9 Monate in der Osimertinib- und 56,2 Monate in der Placebogruppe [1].
Neue Leitlinienempfehlung zur Adjuvanz
Osimertinib habe sich, so Grohé, bereits in der Studie FLAURA in den späten Stadien des mutierten NSCLC im Vergleich zu EGFR-TKIs der ersten Generation als überlegen erwiesen [2]. Die positiven Daten zum krankheitsfreien Überleben aus der ADAURA-Studie [3] waren dann Grundlage für die Zulassungserweiterung auf die adjuvante Therapie im Jahr 2021. Mit der Neufassung der S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“ im November 2022 wurde die Empfehlung aufgenommen, dass im Stadium II und bei aktivierender EGFR-Mutation „nach kompletter Resektion und adjuvanter Chemotherapie eine adjuvante Therapie mit Osimertinib über drei Jahre angeboten werden“ könne (Level of Evidence Ib, Empfehlungsgrad 0) [4]. Angesichts der nun publizierten positiven OS-Daten ist nach Grohés Einschätzung mit einer Stärkung dieser Empfehlung in der nächsten Leitlinienversion zu rechnen. Um das adjuvante Potenzial von Osimertinib in vollem Umfang zu nutzen, sei es entscheidend, relevante EGFR-Treibermutationen frühzeitig zu identifizieren, sagte er.
Ergänzend berichtete Grohé über Langzeitdaten, die darauf hinweisen, dass bei EGFR-mutierten Tumoren die Fortführung der Therapie mit Osimertinib über die bislang im Rahmen kontrollierter Studien untersuchten drei Jahre hinaus weiterhin das Rezidivrisiko reduzieren.
Dr. Thomas M. Heim