ielgerichtete Therapien sind beim fortgeschrittenen Urothelkarzinom bislang Mangelware, erinnerte Prof. Gunhild von Amsberg, Hamburg. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt derzeit lediglich 8 %. Nun untersuchte man in der Phase-III-Studie THOR (Kohorte 1) die Wirksamkeit und Sicherheit von Erdafitinib bei Betroffenen mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom, die bereits eine oder zwei Vortherapien erhalten hatten, im Vergleich zur üblichen Chemotherapie (in Europa Doxetacel, in den USA Vinflunin). Wie die auf der ASCO-Jahrestagung 2023 vorgestellte Auswertung zeigte, wiesen drei Viertel der eingeschlossenen Patienten bereits viszerale sowie ein Drittel Lebermetastasen auf. Trotz dieses fortgeschrittenen Stadiums verlängerte sich laut Dr. Marco Schnabel, Regensburg, das Gesamtüberleben unter Erdafitinib signifikant um 36 % (12,1 vs. 7,8 Monate), das progressionsfreie Überleben verbesserte sich um 42 % (5,6 vs. 2,7 Monate), und die objektive Ansprechrate lag bei 46 versus 12 %.
Da es sich um eine neue Substanzklasse handelt, ist nach den Worten Schnabels auch das Nebenwirkungsprofil von besonderem Interesse: So traten in beiden Studienarmen bei knapp 50 % der Behandelten Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 auf. Dabei zeigte sich unter Erdafitinib ein neues Spektrum, darunter Hyperphosphatämie, Entzündungen im Mundraum, trockener Mund, Veränderungen der Nägel, Hautveränderungen und Nebenwirkungen im Bereich der Augen. Indem man auf diese unerwünschten Wirkungen achtete und diese frühzeitig behandelte beziehungsweise die Dosis reduzierte, waren sie laut Schnabel gut beherrschbar. In den USA ist Erdafitinib bereits zugelassen; nun wird auch eine Zulassung in Europa angestrebt.
Darüber hinaus zeigten sich in der Phase-II-Studie NORSE bei Betroffenen mit einem neu diagnostizierten fortgeschrittenen Urothelkarzinom, für die eine Cisplatin-Therapie nicht infrage käme, sowohl für die Monotherapie mit Erdafitinib als auch für eine Kombination aus Erdafinitib mit dem PD1-Antikörper Cetrelimab vielversprechende Ergebnisse, berichtete von Amsberg.
Dr. rer. nat. Anne Benckendorff