30 bis 55 % der NSCLC-Patienten entwickeln trotz einer zunächst als kurativ angesehenen Resektion ein tödliches Rezidiv. Die Rate für das Gesamtüberleben (OS) dieser Patienten sinkt in Abhängigkeit der festgestellten TNM-Kategorie [2]. Leider sei eine Tumorresektion nicht immer ausreichend, stellte Dr. Sönke von Weihe, Großhansdorf, fest. Wenn ein NSCLC nach einer Operation rezidiviert, stehen den meisten Patienten nur noch begrenzte palliative Behandlungsstrategien zur Verfügung. „Dies unterstreicht, dass eine Verbesserung der Therapieergebnisse in früheren Stadien des NSCLC notwendig ist“, sagte Dr. Solange Peters, Lausanne, Schweiz. Prof. Martin Reck, Großhansdorf ergänzte: „Wenn wir schon vor der Metastasierung behandeln, können mehr Patienten zur Kuration geführt werden.“
In die Phase-III-Studie KEYNOTE-091 waren 1.177 Patienten mit NSCLC und hohem Rezidivrisiko (Stadium IB [T2a ≥ 4 cm], II oder IIIA) nach vollständiger Resektion und unabhängig von der PD-L1-Tumorexpression eingeschlossen worden. Die Patienten konnten mit einer adjuvanten Chemotherapie vorbehandelt sein oder nicht, entsprechend der Empfehlung ihres Arztes. Nach der Randomisierung bekamen sie dann entweder für ein Jahr lang alle drei Wochen den PD1-Inhibitor Pembrolizumab (200 mg i.v.) oder Placebo.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 46,7 Monaten ergab sich unter Pembrolizumab eine klinisch relevante Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens (DFS) bei den Patienten, die eine adjuvante Chemotherapie erhalten hatten. Das Rezidiv- oder Sterberisiko reduzierte sich um 24 % (Hazard Ratio [HR] 0,76; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,64–0,91]).
Bei einer präspezifizierten Interimsanalyse mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 32,4 Monaten (0,6–68,0 Monate) zeigte die Studie für Pembrolizumab im Vergleich zu Placebo eine statistisch signifikante und klinisch relevante Verbesserung des DFS auch in der Gesamtpopulation (HR 0,76; 95%-KI 0,63–0,91; p = 0,0014) der Patienten mit NSCLC und hohem Rezidivrisiko. Die OS-Daten waren noch nicht reif.
An unerwünschten Wirkungen, die bei mehr als 10 % der Patienten vorkamen, traten im Pembrolizumab- versus dem Placeboarm vermehrt Juckreiz (21,6 vs. 12,7 %), Schilddrüsenunterfunktion (20,7 vs. 4,6 %) und Diarrhö (18,3 vs. 14,3 %) auf. Diese erreichten aber selten Grade ≥ 3.
Diese Zulassung von Pembrolizumab bedeutet, dass in Europa die erste Immuntherapieoption für NSCLC-Patienten bereitsteht, die nach einer Operation und einer Chemotherapie ein hohes Rezidivrisiko haben, unabhängig von der PD-L1-Tumorexpression. Laut Reck hat Pembrolizumab aufgrund dieser Studienergebnisse das Potenzial, eine neue Behandlungsoption für die adjuvante Therapie von NSCLC-Patienten im Stadium IB (T2a ≥ 4 cm], II und IIIA zu werden.
Dr. Annette Junker