Rezidiviertes/refraktäres Multiples Myelom - CD38-Antikörper Isatuximab als zukünftige Therapieoption
Durch Einführung von Proteasom-Inhibitoren und Immunmodulatoren haben sich die medikamentösen Therapiemöglichkeiten beim Multiplen Myelom wesentlich verbessert, speziell in der ersten Behandlungslinie. Dennoch bleibt das Myelom eine Erkrankung, für die Rezidive typisch sind. Speziell Patienten, die nicht mehr auf Proteasom-Inhibitoren und Immunmodulatoren ansprechen, haben eine schlechte Prognose. Gerade in der refraktären Rezidivsituation besteht deshalb ein großer Bedarf an neuen, wirksamen Behandlungsoptionen [1]. Mit Isatuximab könnte demnächst ein zweiter CD38-Antikörper, der im Rahmen einer Dreifachkombination eingesetzt wird, das Therapiespektrum erweitern.
Rezidiviertes refraktäres Multiples Myelom, CD38-Antikörper, Isatuximab, Proteasom-Inhibitor, Immunmodulatoren
Nachdem beim rezidivierten/refraktären (r/r) Multiplen Myelom bereits der CD38-Antikörper Daratumumab in Kombination mit Lenalidomid/Dexamethason oder Carfilzomib/Dexamethason gute Therapieergebnisse gezeigt hat, befindet sich mit Isatuximab (Sarclisa®) ein zweiter CD38-Antikörper in der Zulassungsphase. In den USA ist Isatuximab bereits zugelassen, in der EU befindet er sich im Zulassungsverfahren.
Medianes PFS verdoppelt
Wie Prof. Stefan Knop, Würzburg, bei einen Satellitensymposium am Rande des Deutschen Krebskongresses (DKK) 2020 in Berlin berichtete, wird Isatuximab derzeit in der ICARIA-MM-Studie in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason (Isa-Pd vs. Pd) bei 307 Patienten mit r/r Myelom geprüft. Laut Knop handelt es sich um die erste randomisierte Phase-III-Studie, die einen CD38-Antikörper gemeinsam mit dem Pd-Backbone evaluiert. 93,5 % der Patienten unter Isa-Pd waren refraktär gegenüber Lenalidomid und 74,4 % sogar doppelt refraktär. Durch die Kombination von Isatuximab und Pd war die progressionsfreie Überlebenszeit (PFS) der Patienten gegenüber Pd nahezu verdoppelt (medianes PFS 11,5 vs. 6,5 Monate; HR 0,596; 95-%-KI 0,44–0,82; p = 0,001) [2]. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass auch Patienten ≥ 75 Jahre hinsichtlich des PFS von der Therapie mit Isa-Pd profitierten (medianes PFS 11,4 vs. 4,5 Monate; HR 0,48) [3] und die Lebensqualität der mit der Dreierkombination behandelten Patienten stabil blieb [4].
Für Patienten mit mehrfach refraktären, aggressiven Rezidiven ist die molekular-zielgerichtete Therapie aber weiterhin limitiert, konstatierte Knop. Für diese Patienten könnten innovative Strategien auf Basis von CAR-T-Zellen, die das BMCA-Antigen auf Myelomzellen adressieren, eine wichtige Therapieoption werden. Auch bispezifische T-Zell-Engager-Antikörper (BiTE) könnten zukünftig an Bedeutung gewinnen.
Claudia Schöllmann