PD Dr. Oleg Gluz, Mönchengladbach, betonte bei einer Presseveranstaltung im Rahmen des DKK 2020, dass Real-World-Daten das Verständnis für die Sicherheit und Effektivität einer Medikation im realen Behandlungsalltag erweitern und Rückschlüsse darauf erlauben, wie das Potential neuer Wirkstoffe am besten ausgeschöpft werden kann. CDK4/6-Inhibitoren wie Palbociclib sollten beim HR+ HER2- fortgeschrittenen Mammakarzinom laut Gluz leitliniengerecht in der Erstlinie eingesetzt werden [3], basierend auf den Daten klinischer Studien [2]. Nun untermauern neue Real-World-Daten zu Palbociclib dessen Wirksamkeit und Sicherheit im klinischen Alltag [1]. Laut Gluz hatte eine retrospektive Ana-lyse US-amerikanischer elektronischer Krankenakten der Flatiron Health Analytic Datenbank 928 Patientinnen mit HR+ HER2- fortgeschrittenem Mammakarzinom eingeschlossen, die in der Erstlinie Palbociclib plus Letrozol oder Letrozol alleine erhalten hatten. Die Daten wurden 1 : 1 anhand von Propensity Scores auf Grundlage prognostischer und klinischer Parameter gematcht [1].
Das mediane progressionsfreie Überleben war unter der Palbociclib-Kombination gegenüber Letrozol mono signifikant verlängert (20,0 vs. 12,1 Monate; HR 0,55, 95-%-KI 0,45−0,66, p < 0,0001) [1]. Das mediane Gesamtüberleben war unter der Kombination noch nicht erreicht, unter Letrozol alleine lag es bei 38,1 Monaten. Somit bestätigte sich die überlegene Wirksamkeit der Palbociclib-basierten Therapie – analog zu den Daten der klinischen Studie [2] – auch in der klinischen Praxis.
Dass sich die endokrinbasierte Kombinationstherapie mit einem CDK4/6-Inhibitor als Standardtherapie etabliert hat, zeigt eine Interimsanalyse der OPAL-Tumorregisterplattform, die Dr. Norbert Marschner, Freiburg, vorstellte. OPAL dokumentiert im Langzeitverlauf die Daten von 2.000 Patientinnen mit metastasiertem oder inoperablem Mammakarzinom, davon 1.000 mit HR+ HER2- Tumoren. Wie Marschner berichtete, ist aktuell der Anteil der Patientinnen mit metastasiertem oder inoperablem HR+ HER2- Mammakarzinom, die primär einen CDK4/6-Inhibitor erhalten, auf 73 % gestiegen. Im Zeitraum von 2012 bis 2016 war noch jede zweite Patientin in der Erstlinie mit einer Chemotherapie behandelt worden. Marschner wies darauf hin, dass die OPAL-Daten, anders als die Flatiron-Daten, prospektiv erhoben werden, was ihre Aussagekraft erhöhe.
Claudia Schöllmann