Metastasiertes HER2+ Mammakarzinom: Neue Herausforderungen – neue Chancen
Bereits nach der zweiten Therapielinie gibt es beim metastasierten HER2-positiven Mammakarzinom keine etablierten Therapiestandards mehr. Die meisten Patientinnen sind mit Trastuzumab, Pertuzumab und häufig auch bereits mit T-DM1 vorbehandelt. Unter dem Vorsitz von Prof. Peter Fasching, Erlangen, und Prof. Nadia Harbeck, München, erläuterten Experten auf einem Satellitensymposium im Rahmen des DKK 2020 vielversprechende aktuelle Möglichkeiten der HER2-gerichteten Therapie.
Mammakarzinom, Trastuzumab, Pertuzumab, T-DM1, HER2, zielgerichtete Therapie
Neben der intensiven Vorbehandlung der Patientinnen gibt es derzeit eine Reihe klinischer Herausforderungen in der Behandlung des metastasierten HER2-positiven Mammakarzinoms. Dazu gehört das Management von Hirnmetastasen, die etwa 50 % der HER2-positiven Patientinnen im Krankheitsverlauf entwickeln, erklärte Prof. Tanja Fehm, Düsseldorf. In der HER2CLIMB-Studie bei 612 mit Trastuzumab, Pertuzumab und T-DM1 vorbehandelten Patientinnen mit metastasiertem HER2-positivem Mammakarzinom mit und ohne Hirnmetastasen verbesserte die Ergänzung von Trastuzumab + Capecitabin durch den neuen Tyrosinkinaseinhibitor Tucatinib das progressionsfreie Überleben (PFS) und Gesamtüberleben statistisch signifikant und klinisch relevant, wie Harbeck berichtete [1]. 50 % der HER2-positiven Patientinnen sind auch
ER/PR-positiv, was zu einem anderen Tumorverhalten und anderen Resistenzmechanismen führen kann. Das klinische Outcome könnte zukünftig neben einer Klärung der komplexen Resistenzmechanismen und einer optimierten Patientinnenselektion auch neue Antikörper-Drug-Konjugate (ADCs) verbessern. Prof. Matthias Peipp, Kiel, erläuterte Möglichkeiten der Antikörperoptimierung, zu denen auch die Entwicklung von ADCs gehört. Vorteile des HER2-ADC der nächsten Generation, DS-8201 (Trastuzumab-Deruxtecan), sind neben einem hochpotenten Topoisomerase-Inhibitor als zytostatischer Komponente eine neue Linker-Technologie und eine hohe Drug-to-Antibody Ratio (DAR). Die bisherigen Daten der Phase-II-Studie DESTINY-Breast01, die DS-8201 bei stark vorbehandelten T-DM1-resistenten oder -intoleranten Patientinnen mit metastasiertem HER2-positivem Mammakarzinom untersucht, bezeichnete Harbeck als exzellent. Das mediane PFS nach einem Follow-up von 11,1 Monaten betrug 16,4 Monate [2]. Für HER2-positive Patientinnen laufen derzeit die Studien DESTINY-Breast02 und DESTINY-Breast03, bei niedriger HER2-Exprimation die Studie DESTINY-Breast04.
Mascha Pömmerl