„Es gibt viele von uns, aber wenige erreichen Top-Positionen“ erklärte Prof. Engelhardt, die sich auch als Schirm-herrin der Takeda-Initiative FidO zur Förderung von Frauen in der Onkologie engagiert. Um dies zu ändern, sei eine Änderung von Rahmenbedingungen notwendig, etwa eine erhöhte Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeiten und -modelle, insbesondere für Familien, sowie eine Überarbeitung veralteter Anforderungen der ärztlichen Weiterbildungsordnung. Ärztinnen müssten zudem stärker in Entscheidungsgremien auf Bundes- und Landesebene sowie innerhalb der Forschungsverbände vertreten sein. Die Unterstützung im Kollegenkreis, Initiativen der Fakultäten oder Mentorenprogramme seien ebenfalls ausbaubar, so Engelhardt.
Sich besser "verkaufen" lernen
Frauen müssten aber auch selbst lernen, sich nicht auf „Kaffee kochen, Protokolle schreiben und für andere einspringen“ reduzieren zu lassen, wenn es um die Verwirklichung ihrer Karriereziele gehe. Männer könnten sich oftmals besser „verkaufen“, während Frauen hier Nachholbedarf hätten, betonte Engelhardt. Letztlich hält sie eine Frauenquote für unabdingbar, um die verkrusteten Verhältnisse aufzubrechen.
Prof. Marie von Lilienfeld-Toel, Oberärztin am Universitätsklinikum Jena, appellierte an ihre Geschlechtsgenossinen, sich bei der Karriereplanung darauf zu besinnen, „was man wirklich will, die Dinge dann zu Ende zu bringen und anschließend den Erfolg zu genießen“. Frauenförderprogramme und Mentorships seien unbedingt zu nutzen. Doreen Sallmann, Chefärztin der Rehaklinik Masserberg, empfahl jungen Ärztinnen ebenfalls, immer den eigenen Weg zu gehen und Mut zu zeigen. „Manchmal muss man sich einfach trauen, dann bewegt sich etwas“, so Sallmann. Wenn man an die „gläserne Decke“ stoße, sei mitunter ein Ortswechsel unumgänglich. „Andere Kliniken haben auch gute Arbeitsplätze“, betonte Sallmann mit Verweis auf ihren eigenen Karriereweg.
Claudia Schöllmann