Wie Prof. Hana Algül, München, berichtete, untersuchte die POLO-Studie, ob eine Erhaltungstherapie mit dem PARP-Inhibitor Olaparib (Lynparza®) bei Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom und einer Keimbahnmutation im BRCA1- oder BRCA2-Gen nach platinhaltiger Chemoinduktionstherapie die progressionsfreie Zeit ohne wesentliche Beeinträchtigung der Lebensqualität verlängern kann. Schätzungsweise 4–7 % der Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom weisen eine solche Keimbahn-mutation (gBRCAm) auf. Die Rationale des Einsatzes eines PARP-Inhibitors bei Patienten mit gBRCAm-Pankreaskarzinom liegt darin, dass diese Substanzen bereits ihre Wirksamkeit in der Erhaltungstherapie bei Patientinnen mit fortgeschrittenem BRCAm-Ovarialkarzinom unter Beweis gestellt haben. Zudem sprechen BRCAm-Pankreaskarzinome ebenso wie BRCAm-Ovarialkarzinome vergleichsweise gut auf eine platinbasierte Chemotherapie an – eine weitere Gemeinsamkeit, die eng mit dem BRCA-Mutationsstatus zusammenhängt.
154 Patienten mit metastasiertem, gBRCAm-Pankreaskarzinom ohne Progress nach platinhaltiger Chemotherapie wurden 3 : 2 randomisiert und erhielten entweder Olaparib (300 mg BID; n = 92) oder Placebo (n = 62). Die Behandlung begann 4 bis 8 Wochen nach der letzten Chemotherapie. Die Patienten waren im Mittel 57 Jahre alt; zwei Drittel trugen BRCA1-, der Rest BRCA2-Mutationen.
Klinisch relevante PFS-Verlängerung
In einer Zwischenanalyse (Datenschnitt 15. Januar 2019) führte Olaparib zu einer statistisch signifikanten und klinisch relevanten Verlängerung des PFS gegenüber Placebo (median 7,4 vs. 3,8 Monate; HR 0,53; p = 0,0038). Damit wurde das Progressionsrisiko unter Olaparib um 47 % vermindert [2]. Die Daten zum Gesamtüberleben sind noch nicht reif. Aktuelle Daten vom ASCO-GI 2020 hätten darüber hinaus ergeben, dass das Outcome der Patienten allem Anschein nach nicht weiter verbessert werden kann, wenn die PARP-Inhibition durch eine Chemotherapie flankiert wird. Algül berichtete, dass er selbst mit einer Olaparib-Monotherapie bei betroffenen Patienten Verläufe erlebt habe, „die man sonst vom Pankreaskarzinom nicht kennt“.
In jüngster Zeit deutet sich an, dass neben den Patienten mit einer BRCA-Keimbahnmutation auch Patienten mit einer somatischen „BRCAness-Signatur“ im Tumor, die 15–30 % der Patienten betrifft, von einer PARP-Inhibition profitieren können. Belastbare Studiendaten dazu liegen aber noch nicht vor. Die Pathologin Prof Evelin Schröck, Dresden, hält aber bereits heute eine „gemeinsame Bewertung von Keimbahn und Tumor“ für sehr hilfreich. Bei der Auswahl der Patienten hilft uns die Familienanamnese nicht immer weiter“, erklärte Schröck. Deshalb plädiert die Pathologin dafür, alle Patienten mit Pankreaskarzinom molekular zu testen.
Claudia Schöllmann