Ein eindringlicher Appell von Prof. Michael Untch, Berlin, lautete, im klinischen Alltag Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom an einer aktuellen Gewebeprobe auf therapierelevante Biomarker zu testen. Damit meinte Untch in erster Linie BRCA, PD-L1 sowie PIK3CA, deren Testung von der AGO mit einem ++ empfohlen wird.
Beim SABCS 2020 vorgestellte finale Daten der MONALEESA7-Studie zum Gesamtüberleben (OS) zeigten nach einem medianen Follow-up von 53,5 Monaten eine 24%ige Reduktion des Mortalitätsrisikos trotz Cross-overs (HR 0,76) durch den zusätzlichen CDK4/6-Inhibitor Ribociclib (Kisqali®) [1]. „Die Anwendung von CDK4/6-Inhibitoren ist in meinen Augen Standard in der Erstlinie“, so Prof. Sherko Kümmel, Essen. Die AGO enpfiehlt die Kombination von GnRH-Agonist + Aromatase-Inhibitor und Ribociclib mit ++; Palbociclib und Abemaciclib werden mit + positiv bewertet.
Alpelisib + Fulvestrant bei PIK3CA-Mutation
Der Einsatz des α-spezifischen PI3K-Inhibitors Alpelisib (Piqray®) bei postmenopausalen Frauen mit fortgeschrittenem Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom erfordert eine PIK3CA-Mutation. Alpelisib führte gegenüber Fulvestrant zu einer Steigerung der Remissionsrate und zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS). Die statistische Signifikanz für die Verlängerung des OS wurde in der finalen Analyse knapp verfehlt [2]. Die Verlängerung des OS sei aber klinisch relevant, sagte Kümmel. „Einen Vorteil von knapp 8 Monaten im Gesamtüberleben sehen wir in dieser Situation nicht oft, und dieser Vorteil war besonders ausgeprägt bei Frauen mit viszeralen Metastasen.“
Derzeit ist Olaparib (Lynparza®) nur bei fortgeschrittenen Mammakarzinomen mit BRCA-Keimbahnmutation zugelassen. Die adjuvante Therapie mit Olaparib bei Hochrisiko-Patientinnen mit frühem Mammakarzinom untersucht derzeit die Phase-III-OlympiA-Studie. Basierend auf einer geplanten Interimsanalyse der Studie empfiehlt nun das Independent Data Monitoring Committee, bei der Studie frühzeitig die Primäranalyse durchzuführen. „Vielleicht ist der BRCA-Status zukünftig also auch schon für frühe Mammakarzinome wichtig“, so Prof. Nadia Harbeck, München.
Beim metastasierten HER2-positiven Mammakarzinom stehen nach T-DM1-Therapie mit Trastuzumab-Deruxtecan und dem hochselektiven, gegen HER2 gerichteten Tyrosinkinase-Inhibitor Tucatinib (Tukysa®) neue Optionen zur Verfügung. Mit ++ wird von der AGO die Therapie mit Tucatinib, Trastuzumab und Capecitabin empfohlen. Die Therapie mit Tucatinib sei im klinischen Alltag gut handhabbar, berichtete PD Dr. Rachel Würstlein, München. Wichtig sei das Management der Diarrhö und des Hand-Fuß-Syndroms. Daten der HER2CLIMB-Studie zeigten, dass Tucatinib die Zeit bis zur Verschlechterung der Lebensqualität bei Frauen mit Hirnmetastasen verlängerte [3].
Mascha Pömmerl